Full text: Schluß des VII. Zeitraums und VIII. Zeitraum: Von Göthe's Tode bis zur Gegenwart (Theil 3)

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Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier unten an 
den Wurzeln weidet. 
Nun, so wollen wir denn Gericht halten über den Misse¬ 
thäter ! 
Wahr ist es und nicht zu leugnen, daß er durch seine unter¬ 
irdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und ihm 
Etwas von seiner Festigkeit raubt. 
Wahr ist es ferner, daß durch die herausgestoßenen Grund¬ 
haufen viel fruchtbares Land bedeckt und die darunter liegenden 
Keime im Wachsthum gehindert, ja erstickt werden können. Da¬ 
für ist jedoch in einer fleißigen Hand der Rechen gut. 
Aber wer hat's gesehen, daß der Maulwurf die Wurzeln 
abfrißt? Wer kann's behaupten? 
Nun, man fagt so: wo die Wurzeln abgenagt sind und die 
Pflanzen sterben, wird man auch Maulwürfe finden; und wo 
keine Maulwürfe sind, geschieht das auch nicht. Folglich thut's 
der Maulwurf. — Der das sagt, ist vermuthlich der Nämliche, 
der einmal so behauptet hat: Wenn im Frühlinge die Frösche 
zeitig quaken, so schlägt auch das Laub bei Zeiten aus. Wenn 
aber die Frösche lange nicht quaken wollen, so will auch das Laub 
nicht kommen. Folglich quaken die Frösche das Laub heraus. — 
Seht doch, wie man sich irren kann! 
Aber da kommt ein Advokat des Maulwurfs, ein erfahrener 
Landwirth und Naturbeobachter, der fagt so: 
„Nicht der Maulwurf frißt die Wurzeln ab, sondern die 
Quadten oder Engerlinge, die unter der Erde sind, aus welchen 
hernach die Maikäfer und anderes Ungeziefer kommen. Der 
Maulwurf aber frißt die Quadten und reinigt den Boden von 
diesen Feinden?' 
Jetzt wird es also begreiflich, daß der Maulwurf immer da 
ist, wo das Gras und die Pflanzen krank sind und absterben, weil 
die Quadten da sind, denen er nachgeht und die er verfolgt. Und 
dann muß er's gethan haben, was diese anstellen, und bekommt 
für eine Wohlthat, die er euch erweisen will, des Henkers Dank. 
„Das hat wieder Einer in der Stube erfunden oder aus 
Büchern gelernt," werdet ihr sagen, „der noch keinen Maulwurf 
gesehen hat." 
Hatt, guter Freund, der das sagt, kennt den Maulwurf besser 
als ihr Alle und eure besten Scheermäuser, wie ihr sogleich sehen 
werdet. Denn ihr könnt zweierlei Proben anstellen, ob er die 
Wahrheit sagt. 
„Erstlich, wenn ihr dem Maulwurf in den Mund schaut." 
Denn alle vierfüßigen oder Säugethiere, welche die Natur zum 
Nagen am Pflanzenwerk bestellt hat, haben in jeder Kinnlade, oben
	        
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