II. Aus dem Menschenleben.
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3. Du blickst durchs Sterngefunkel
Hier in mein Kämmerlein;
Zu tief ist dir kein Dunkel,
Du leuchtest doch hinein.
4. In aller Herzen blickst du
Und sendest Trost und Ruh’;
Weinende Augen drückst du
Mit leiser Hand barmherzig zu.
Hermann Kletke.
154. Gute Wacht.
1. Gute Nacht!
Allen Müden sei's gebracht.
Neigt der Tag sich still zum Ende,
Ruhen alle fleiß'gen Hände,
Bis der Morgen neu erwacht.
Gute Nacht!
2. Geht zur Ruh'!
Schließt die müden Augen zu!
Stiller wird es auf den Straßen,
Und den Wächter Hort man blasen,
Und die Nacht ruft allen zu:
Geht zur Ruh'!
3. Gute Nacht!
Schlummert, bis der Tag erwacht!
Schlummert, bis der neue Morgen
Kommt mit seinen neuen Sorgen!
Ohne Furcht: der Vater wacht!
Gute Nacht!
Theodor Körner.
155. Abendgebet.
1. Der muntre Tag ist wieder still,
Und alles schlafen gehen will:
Das Wild auf weichen Mooses Flaum,
Der Vogel auf den grünen Baum,
Der Mensch in seine stille Kammer,
Sich auszuruhn von Müh’ und Jammer.
2. Du, der von oben Wache hält,
Du milder Vater aller Welt,
Vernimm mein stammelndes Gebet,
Das zu den hellen Sternen geht:
Wolist mich von deinen Sonnenkreisen
Im rechten Beten unterweisen!
3. 0 sende von dem Strahlenschein
Den liebsten Engel zu mir ein
Als Friedensboten unters Dach,
Als Wächter in mein Schlafgemach,
Daß Herz und Sinne und Gedanken
Sich fest um deinen Himmel ranken!
4. Und fällt der letzte Abendschein
Einst in das müde Aug’ hinein,
Sehnt meine Seele sich hinauf
Zum ewig sel’gen Sonnenlauf,
So werden alle Engel kommen,
Mich heimzuholen zu den Frommen.
Ernst Moritz Arndt. (Gekürzt.)
156. Mein Kngek, weiche nicht.
1. Mein Engel, weiche nicht, wenn ich mich schlafen lege;
Breit deine Flügel aus, daß sich kein Unfall rege;
Wehr auch das Böse ab, so mich im Traum anficht,
Daß rein die Seele bleib'! Mein Engel, weiche nicht!