Full text: Geschichte Schlesiens

§ 68. Ferdinand suchte auf alle Weise sich zu einem 
unabhängigen Regenten zu machen. So benutzte er einen Auf¬ 
ruhr in Böhmen, um dieses Reich in ein Erbreich zu ver¬ 
wandeln 1547, setzte für Böhmen und die dazu gehörigen 
Provinzen ein Ober - Appellations - Tribunal in Prag-ein, 
errichtete 1558 zu Breslau eine königliche Kammer zur 
Aufsicht über seine Erbfürstenthümer und Domänen, und 
gab die Stelle des Oberlandeshauptmanns nur dem Bischöfe. 
— Auch in kirchlichen Angelegenheiten wollte er herrschen, 
aber die Schlesier durfte er der Türkengefahr wegen nicht 
reizen, und so behielt Schlesien unter ihm Freiheit, seine 
kirchlichen Angelegenheiten selbst zwordnen; nur verordnete 
er, daß jeder Pfarrer unverkürzt in seinen Einkünften blei» 
ben sollte, welches Verhältniß man den Nexus nannte.- Fast 
ganz Schlesien hing der evangelischen Lehre an; nur in den 
Erbfürstenthümetn fand man noch katholische Pfarrer. Durch 
Caspar von Schwenkfeld, Herrn auf Ossig bei Lüben, 
entstand die Partei der Schwenkfelder, die aber von 
den andern Protestanten nicht gebilliget wurde. — Mit 
der Reformation verbesserte man auch die bestehenden Schu¬ 
len, und legte viele neue an. Freistadt, Löwenberg, Hirsch¬ 
berg, Brieg erhielten neue Schulen; zu Breslau erhob man 
die Schule zu Elisabet 1525 zum Gymnasium. Vorzüg¬ 
lichen Ruhm erlangte die evangelische Schule zu Goldberg 
durch ihren Rektor Valentin T r o tz e n d o r f. 
§ 59. Als einzelne merkwürdige Ereignisse unter Fer¬ 
dinands Regierung sind folgende zu merken: Am 23. Februar 
1529 gegen Mitternacht wurde der Elisabetthurm zu Bres¬ 
lau durch einen heftigen Sturm seiner schönen Spitze beraubt; 
1540, 19. Juli, verlor die Domkirche daselbst ihren schö¬ 
nen Thurm durch einen Brand; die hohen Spitzen der Thürme 
derMagdalenenkirche mußten 1564 abgetragen werden; und 
der Rathsthurm erhielt 1559 seine heutige Spitze. Die 
Pfarrkirche zu Schweidnitz litt durch Brand 1532, und ihr 
Thurm erhielt 1565 seine heutige Gestalt. — Breslau erhielt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.