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und schöne silberne Armbrüste. Aber es war noch früh, so daß
die Kinder noch nicht gegessen hatten. Darum konnte ich auf
das Tanzen nicht warten und sprach zu dem Mann: „Ach, lieber
Herr, ich will flugs hingehen und das alles meinem lieben Söhn¬
lein Hänschen schreiben, daß er ja immer fleißig bete und gut
lerne und fromm sei, damit er auch in diesen Garten komme.
Aber er hat eine Muhme Lene, die muß er mitbringen.“ Da sprach
der Mann: „Es soll so sein, gehe hin und schreibe ihm also!“
Darum, liebes Söhnlein Hänschen, lerne und bete ja getrost,
und sage es Lippus und Josten auch, daß sie auch lernen und
beten, dann werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hier¬
mit sei dem allmächtigen Gott befohlen, und grüße Muhme Lene,
und gib ihr einen Kuß von meinetwegen.
Im Jahre 1530.
Dein lieber Vater
Martinas Luther.
15. £egende. Von Motfgang von ©oetbe.
Werke. Sophienausgabe. 16. Band. Weimar 1894. 8. 117.
flsls noch, verkannt und sehr gering,
unser Herr auf der Erde ging,
und viele Jünger sich zu ihm fanden,
die sehr selten sein Wort verstanden,
5 liebt' er sich gar über die Maßen,
seinen Hof zu halten auf der Straßen,
weil unter des Himmels Angesicht
man immer besser und freier spricht.
Cr ließ sie da die höchsten Lehren
10 aus seinem heiligen Munde hören;
besonders durch Gleichnis und Exempel
macht' er einen jeden Markt zum Tempel. —
So schlendert' er in Geistes Ruh'
mit ihnen einst einem Städtchen zu,
15 sah etwas blinken auf der Straß',
das ein zerbrochen Hufeisen was.
Er sagte zu Sankt Peter drauf:
„Heb doch einmal das Eisen auf!"
Sankt Peter war nicht aufgeräumt,
20 er hatte soeben im Gehen geträumt