Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Teil 2)

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Ihr Ehrgefühl war durch harte Behandlung seitens der Offiziere, durch 
entehrende Strafen und durch die Verachtung der Bürger unterdrückt. Zu 
Offizieren wurden nur Adlige befördert; auf Tüchtigkeit wurde wenig ge- 
sehen. Das Aufrücken in die höheren Stellen geschah nach dem Dienst- 
alter; so kam es, daß die Generale meist abgelebte Greise waren, die, durch 
das bequeme Friedensleben verwöhnt, mit Unlust in den Krieg zogen. Die 
wahrhaft tüchtigen Männer, wie Blücher, Scharnhorst, Gneisenau, Jork, 
Bülow und andere befanden sich noch in untergeordneten Stellungen. — 
Dazu kam die veraltete Kampfweise der Preußen; sie kämpften noch immer 
in geschlossenen Bataillonen, während bei den Franzosen das Plänkler- 
gefecht ausgebildet war. 
2. Die Niederlagen Preußens, a) Feldzug in Thüringen. 
Napoleon hatte längst sich darauf vorbereitet, Preußen anzugreifen. Seine 
Truppen standen von 1805 her unter den Waffen; er ließ sie im stillen, 
während er noch mit Preußen verhandelte, gegen Mitteldeutschland anrücken. 
Mit ihm vereint waren die Truppen des Rheinbundes; auf Preußens Seite 
standen nur der Kurfürst von Sachsen und der Herzog von Sachsen- 
Weimar. Das preußische Heer rückte dem Feinde zögernd entgegen, weil 
Friedrich Wilhelm noch immer auf Frieden hoffte. Man wollte Napoleon 
das Saaltal versperren. Ein kleiner Vortrupp stand bei Saalfeld, ein 
Heer unter Hohenlohe bei Jena, das Hauptheer unter dem Herzog von 
Braunschweig befand sich am 14. bei Anerstädt. Am 10. Oktober wurde 
der Vortrupp bei ^Saal^d-zurückgeworfen; hier fand Prinz Louis 
Ferdinand den Heldentod. Nun rückte Napoleon das Saaltal aufwärts 
bis Jena; hier teilte er sein Heer. Er selber erstieg das steile linke Saal- 
user und griff das Heer unter Hohenlohe an; seine Marschälle Davonst 
und Bernadotte marschierten bis Naumburg und gingen hier über die 
Saale, um Hohenlohe in den Rücken zu fallen. Statt dessen trafen sie 
auf das preußische Hauptheer unter dem Herzog von Braunschweig. So 
wurden beide preußischen Heere am I^O^tober gleichzeitig zum Ent- 
scheidungskamps gezwungen. Die SoldatetTlm5~-bie jüngeren Offiziere 
kämpften mit großer Tapferkeit; aber die planlose Führung der alten Feld¬ 
herren verdarb alles. Hohenlohes Heer wurde bei Jena völlig vernichtet 
und löste sich in wilder Flucht auf. Das Hauptheer wurde bei Auer- 
stedt geschlagen und zum Rückzüge gezwungen; der Herzog von Braun- 
schweig hatte schon beim Beginn der Schlacht eine tödliche Wunde erhalten, 
und so fehlte ber einheitliche Oberbefehl. Ein Teil des Heeres rettete sich 
über Weimar nach Erfurt; der feige Kommandant dieser starken Festung 
übergab sie schon am 15. Oktober. Die Hauptmasse der geschlagenen Armee
	        
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