14. „Hier," rief der Graf, „mein wackrer Freund!
Hier ist dein Preis! Komm her! Nimm hin!"
Sag' an, war das nicht brav gemeint? —
Bei Gott! Der Graf trug hohen Sinn.
Doch höher und himmlischer, wahrlich! schlug
das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
15. „Mein Leben ist für Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch eff' ich satt.
Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zuteil,
der Hab und Gut verloren hat!"
So rief er mit herzlichem Biederton
und wandte den Rücken und ging davon.
48. Den tote Soldat. Von Gabriel Seidl.
Bifolien. Wien 1849. S- 323.
1. Auf ferner, fremder Aue,
da liegt ein toter Soldat,
ein ungezählter, vergeßner,
wie brav er gekämpft auch hat.
2. Es reiten viel Generale
mit Kreuzen an ihm vorbei;
denkt keiner, daß, der da lieget,
auch wert eines Kreuzleins sei.
3. Es ist um manchen Gefall’nen
viel Frag’ und Jammer dort,
doch für den armen Soldaten
gibt’s weder Träne noch Wort.
4. Doch ferne, wo er zu Hause,
da sitzt beim Abendrot
ein Vater voll banger Ahnung
und sagt: „Gewiß, er ist tot!“
5. Da sitzt eine weinende Mutter
und schluchzet laut: „Gott helf!
Es hat sich angemeldet:
Die Uhr blieb stehn um elf!“
6. Da starrt ein blasses Mädchen
hinaus ins Dämmerlicht:
„Und ist er dahin und gestorben,
meinem Herzen stirbt er nicht!“
7. Drei Augenpaare schicken,
so heiß es ein Herz nur kann,
für den armen toten Soldaten
ihre Tränen zum Himmel hinan.
8. Und der Himmel nimmt die
in einem Wölkchen auf [Tränen
und trägt es zur fernen Aue
hinüber im raschen Lauf;
9. Und gießt aus der Wolke die Tränen
aufs Haupt des Toten als Tau,
daß er unbeweint nicht liege
auf ferner, fremder Au’!