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Elektrische Strassenbahnen.
der Störung ihrer Instrumente ist, doch wenigstens wirtschaftlich
keinen grossen Schaden anrichten können. Man muls allerdings
die einzelnen Schienenenden, am besten mittels des Vergiessens,
gut miteinander verbinden, um den Ubertritt starker Ströme in
den Erdboden zu verhindern, da diese den Wasser- und Gas-
leitungen durch ihre chemisch zersetzende Kraft verhängnisvoll
werden können.
2. Im Jahre 1887 wurden in den Vereinigten Staaten die
ersten 20 Linien des Stangensystems angelegt, 1890 besass man
rund 280, 1899 aber schon etwa 900 elektrische Pisenbahnlinien,
und ihre Zahl hat heute das erste Tausend überschritten. Nun,
so rasch konnte es in Amerika gehen; bei uns, wo die Technik
überhaupt nicht so schnell fortschreitet, glaubte man bald die
öffentliche Sicherheit, bald das gute Aussehen der Strassen durch
die elektrischen Luftleitungen bedroht, und erst 1891 gelang es
in Halle, gleich darauf auch in Bremen, die ersten elesctrischen
Strassenbahnen nach diesem System durcehzusetzen. Vier Jahre
spãäter hatte sich das neue Verkehrsmittel 25 deutsche Städte
erobert, und jetzt steht Deutschland in der Ausdehnung seiner
elektrischen Strassennetze den Vereinigten Staaten zunächst, ja
in einer anderen Hinsicht, der anwendung der Plektrizität für
den Betrieb von Kleinbahnen, wohl überhaupt an erster Stelle.
Die früheren Bedenken gegen das Luftleitungs- oder Trolley⸗
system sind auch bei uns grösstenteils gefallen, obwohl in ge—
wissen Ausnahmefällen auch einige andere, später ausgebildete
Betriebssysteme ihre Berechtigung haben. In Städten mittlerer
Grösse und mässigen Verkehrs ist jedenfalls kaum eine andere
Art der Stromzuführung möglich, wenn man nicht von vorn-—
herein auf einen Nutzen aus der Anlage verzichten vill.
Wenn man von der Oberleitung, wie 2z. B. in den teilweise
engen und vom Verkehr schon überlasteten Stralsen des Cen-
trums von Berlin, unter allen Umständen nichts wissen und doch
die Vorteile der elektrischen Eisenbahn, besonders ihre grölsere
Leistungsfähigkeit gegenüber der Pferdebahn nicht entbehren
will, greift man zu dem Akkumulatorenbetriebe. Akkumulatoren,
in genügender Zahl einem Motorwagen einverleibt, machen ihn
von jeder Leitung unabhängig und zu einer wirklichen Lokomotive.
Leider ist trotz der grossen Verbesserungen, die der Akkumu—
lator neuerdings in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit, auf Aus-
nutzung der ihm zugeführten Kraft und Widerstandsfähigkeit
gegen Erschütterungen erfahren hat, sein Gewicht noch immer
nicht wesentlich erleichtert worden. Din Akkumulatorwagen wiegt