53. Sonntagsfrieden.
Franz Alfred Muth.
1. Sonntag ist's. In allen Wipfeln
Rauschet es der dunkle Wald;
Alle Bäche leise fließen,
Alle Vögel wonnig grüßen,
Und von fern die Glocke hallt.
2. Sonntag ist's. Am Zaun die Lilie
Betet still im Gras für sich;
Rose hebt die süßen Augen,
Und die roten Lippen hauchen
Ein Gebet demütiglich.
3. Sonntag ist's. Ein heil'ger Frieden
Liegt auf Erden weit, so weit.
Sonntag ist's in allen Herzen,
Sonntag ist's für alle Schmerzen;
Heil'ger Sonntag weit und breit.
54. Der Sonntag.
Friedrich Ahlfeld.
Gott hat den Sonntag gegründet durch seine Ruhe am siebenten
Schöpsungstage. Darum gebietet er an diesem Tage zuerst Ruhe.
Ruhe braucht jedes Geschöpf. Ruhe braucht selbst die Erde, daß sie
sich erhole von ihrer Sommerarbeit. Ruhe braucht auch der Mensch;
denn es ist eitel Mühe und Arbeit auf der Erde. Im Schweiße unseres
Angesichts sollen wir unser Brot essen; da muß der arme Leib seine
Ruhe haben. Mühlsteine zerreiben sich; Menschenkräfte zerreiben sich
auch. Wer die ganze Woche gebückt an seiner Arbeit gestanden hat,
der will sich auch einmal gerade aufrichten. Darum gebietet Gott:
„Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber
am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst
du kein Werk tun."
Doch die Ruhe des Leibes ist nicht die einzige. Jeder Mensch hat
seinen äußeren Beruf; jeder Beruf hat seine eigene Art. Einer hat
die Woche über Gedanken des Handels und Wandels; ein anderer
denkt an sein Handwerk; ein dritter dient als Arbeiter oder Tagelöhner