Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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der Menschen ihre Zeichen. Ehemals wußte man die Flecken zu 
deuten, nun ist diese Kenntnis entschwunden. 
Die Nornen, von denen Urd altersgrau ist, Werdanda weder jung 
noch alt, Skuld immerjugendlich und schön, kannten auch das Schicksal 
des Alls. Sie wußten, daß einstmals, weil Götter und Menschen nicht 
schuldlos geblieben waren, dem Weltall der Untergang drohe, daß ein 
Weltbrand Himmel und Erde zerstören, die Weltesche vernichten und 
selbst den seligen Göttern das Ende bereiten werde. Sie begießen den 
Weltenbaum, damit er nicht vorzeitig verdorre. 
14V. Erlkönig. 
Johann Wolfgang von Goethe. 
1 Wer reitet so spät durch Nacht und Winds 
Es ist der Vater mit seinem Kind; 
Er hat den Knaben wohl in dem Arm, 
Er saßt ihn sicher, er hält in warm. 
2. ,,Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?" — 
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? 
Den Erlenkönig mit Krön' und Schweis?" — 
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif." •— 
3. „Du liebes Kind, komm', geh' mit mir! 
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; 
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand; 
Meine Mutter hat manch' gülden Gewand." — 
4. „Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, 
Was Erlenkönig mir leise verspricht?" — 
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; 
In dürren Blättern säuselt der Wind." — 
5. „Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? 
Meine Töchter sollen dich warten schön; 
Meine Töchter führen den nächtlichen Reih'n 
Und wiegen und tanzen und singen dich ein." — 
6. „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort 
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?" — 
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau, 
Es scheinen die alten Weiden so grau." — 
Breidenstein, Mittelschnllesebnch TU. Hessen-Nassan 
14
	        
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