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Malerisch ragen die Mauern der Kaserne, des Schlosses und der
beiden Kapellen mit ihren vielen Erkern und Turmspitzen empor und
gewähren fast den Anblick einer kleinen Stadt. Schon der mit Schanzen
und Bastionen versehene Wall bietet eine schöne Aussicht, eine noch
weitere der runde, neuerbaute Wartturm; er eröffnet den Fernblick auf
fünfzig Stunden in die Runde über Berge, reizende Täler und Land¬
schaften mit ihren Städten und Dörfern bis tief nach Schwaben hinein
und zu den Alpen.
So steht die Burg da, ein Sinnbild der straft und zugleich ein
Schmuck des Reiches der königlichen und kaiserlichen Hohenzollern.
207. Die Lawinen.
Schweizer Lesebuch. Herausgegeben vom kleinen Rat in Chur.
Die Lawinen sind ungeheure, donnernde Schneeströme, die im
Winter und Frühling von den steilen Abhängen der Gebirge mit
furchtbarer Gewalt in die Täler herunterstürzen. Sie haben ihre
bestimmten Züge und Gänge, ihre Kessel, in denen sie aufgehoben
werden, ihre Lagerfelder, wo die bewegten Massen zur Ruhe kommen.
Viele Lawinen entstehen im Winter und gegen den Frühling,
wenn auf eine feste, harte Schneedecke große Lasten neuen, körnigen
Schnees fallen. Dieser hat an steilen Abhängen keinen Halt auf
jenem. Das Einstürzen eines kleinen Schneegesimses in der Höhe,
der Tritt einer Gemse, eines Hasen, ja, das Schneebällchen, das
von einem Strauche fällt und fortrollt, können dieses ganze obere
Schneefeld in Gang bringen. Es rutscht erst langsam in einem Stück
fort, reißt dann die tiefern Massen mit, überwallt, stiebt auf, teilt
sich. Man hört das Dröhnen der Masse durch die klare Luft, und
der entstehende Windzug führt von allen Seitenhalden neue Stürze
herbei. Mit rasender Eile und dröhnendem Gepolter stürzt der Haupt¬
strom der Tiefe zu, reißt Steine und Büsche mit sich und bricht
krachend in den Wald ein. Du siehst nichts als donnernde, sprühende
Nebel. Unendliche Schneestaubwolken verhüllen den Gang des
Stroms. Die Waldbäume krachen; das Felsgestell bebt. Die nahen
Gebirge hallen im Donner des Sturmes lange, bange Minuten nach —
noch ein Schlag und zitterndes, knirschendes, dumpfes Gepolter —
dann ist es still. Ein schneidender Luftzug hat den stolzen Gang
der Lawine begleitet. Du schaust ihr nach. Geradeaus, über zwei