fullscreen: [Band 8 = Zweite und erste Klasse neuntes und zehntes Schuljahr, [Schülerband]] (Band 8 = Zweite und erste Klasse neuntes und zehntes Schuljahr, [Schülerband])

Ewigkeit zu arbeiten!" Nun, der Reichtum hatte hier ja nur getan, 
was einfach seine Pflicht gewesen ist. So faßte es auch Körner auf. 
Noch einer andern hohen Freudenftunde, die sie — ein Jahrzehnt 
nach dem Augustenburger Briefe — miteinander genießen durften, 
wollen wir hier gedenken. Schiller hatte mit seiner Frau und deren 
Schwester Karoline Körners besucht und schöne Wochen der Erholung 
auf dem Loschwitzer Weinberge bei Dresden zugebracht. Dann reiste 
man miteinander nach Leipzig, wo der Dichter zum ersten Male 
seine „Jungfrau von Orleans" sehen sollte. Es war am 17. Sep¬ 
tember 1801. Die ganze Stadt war in Erregung, kein Fürst hätte 
freudiger erwartet werden können. Im Theater drängte sich die Menge. 
Als am Ende des ersten Aktes Johanna den Herold abweist und 
mit der von ihr entflammten Ritterschar nach Orleans fortstürmt, 
um dort ihr Siegeszeichen aufzupflanzen, war im Publikum kein Halten 
mehr. In tausend Stimmen jubelte es hinauf zu seiner Loge: „Es 
lebe Friedrich Schiller!" Und Pauken und Posaunen trugen den 
Gruß immer wieder und immer begeisterter zu dem Dichter und 
seiner Lotte empor, die dort in unaussprechlicher Empfindung neben¬ 
einander saßen, umgeben von den ihnen liebsten Menschenherzen. — 
Das Stück ging zu Ende. Der Gefeierte verließ das Schauspielhaus; 
draußen aber wogte es Kopf an Kopf, alles wollte ihn sehen, alles 
Deutschlands Meisterdichter begrüßen. Man hat Spalier gebildet, da 
muß er durchschreiten, alle Häupter entblößen sich in Ehrfurcht, Väter 
heben ihre Kinder in die Höhe, und aus jedem Schritte tönt es ihm 
brausend entgegen: „Vivat, es lebe Schiller, der große Mann!" So 
sieht sein beglücktes Weib den Dichter auf der Höhe seines Ruhmes; 
sie hatte viel für ihn erwartet, jetzt ist es zur Wirklichkeit geworden; 
der Lorbeerkranz senkt sich auf seine geweihte Stirn! Im Mai 1804 
erlebte sie dann ähnliche Ovationen in Berlin. Vor allem aber, woran 
der Hausfrau und Gattin nicht am wenigsten liegen konnte, war es 
nun vorüber mit der Zeit der Sorgen. Der Herzog erhöhte, weil 
Schiller trotz glänzender Anerbietungen aus Berlin in Weimar blieb, 
sein Gehalt auf das Vierfache des ursprünglichen Satzes; zahlreiche 
Theater bewarben sich um seine Stücke, und von den Intendanturen 
und den Verlegern kamen ihm nun die Gelder zu, mit denen die Rück¬ 
stände der vergangenen Jahre ausgeglichen, das Leben freundlicher 
gestaltet und das für damalige Verhältnisse schöne Haus an der 
Esplanade in Weimar, das heutige „Schillerhaus", gekauft werden 
konnte. Ach, daß er seines Lebens Ernte nur so kurze Zeit genießen 
durfte! 
Fragen wir uns zum Schluß noch einmal, was Lotte dem Dichter 
als solchem, was sie überhaupt für das geistige Leben Schillers ge¬ 
wesen ist, so müssen wir bekennen, daß wir es noch lange nicht er- 
22*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.