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Weihnachtsstube und mitten dazwischen ein Stückchen von einem 
Zuckerkringel. Und dann kam eine Maus und knabberte ein wenig an 
dem Zucker, dann schleppte sie ihn im Maule in das Mauseloch hinter 
der Holzleiste beim Ösen — ihre Jungen sollten auch wohl Weihnachten 
feiern. Der kleine Trommler hatte es wohl gesehen, aber er sagte es 
nicht weiter. 
Es kam auch fast niemand in die Stube, bloß als die Geschenke 
weggeräumt wurden; denn dies war die beste Stube — und im Winter 
wohnten sie nur in der Wohnstube, und die große Schiebetür blieb immer 
fest zu. Und der kleine Trommler konnte nur hören, wie Theo mit den 
Soldaten spielte, nicht sehen. Und es ging immer noch piff, paff, und 
die Erbsen kollerten aus dem Fußboden herum, immer mehr, immer 
mehr, als wenn die Erbsen wachsen sollten. Als er aber auf einer kleinen 
Erbse ausrutschte und mit dem Kopf gegen die Schiebetür schlug, daß 
sie bauz! sagte, da mochte er nicht mehr Krieg spielen und stellte alles 
in die Ecke. 
Der kleine Trommler lag in seinem Versteck, und die Zeit wurde 
ihm lang, und er dachte, er müßte wohl immer dort liegen bleiben. Da 
war eines Tages ein großes Reinemachen. Eine fremde Frau, die 
sich die Röcke hochgebunden und große Schuhe angezogen hatte, kam 
mit Besen, Schrubber und Eimer in die Stube. Dann wurden die 
schönen Stühle mit dem roten Samtpolster mit einem tüchtigen Rohrstock 
ausgeklopft, daß der Staub in die Höhe flog. Nun ging's auch ans 
Sofa. Es wurde von der Wand abgerückt, und die Schoner wurden 
abgenommen. „O, da liegt ja ein kleiner Soldat!" sagte die Frau, 
hob den Trommler auf und schob ihn in ihre Kleidertasche, um ihn 
nachher dem kleinen Theo zu geben. Aber sie hat ihn vergessen! Und 
sie machte die Stube hübsch in Ordnung, steckte neue Gardinen auf 
und stellte auch einen Strauß Kätzchen, den die Mutter vom Markt 
heimgebracht hatte, auf die weiße Tischdecke. 
Erft am Nachmittage war alles fertig, die Mutter schenkte der 
Frau, die so tüchtig gearbeitet hatte, noch eine Tasse Kaffee ein, gab 
ihr das verdiente Geld und noch ein paar Äpfel für ihre Kinder, und 
dann ging die Frau wieder nach Hause. Ja, ihre Kinder, die waren 
nun den ganzen Tag allein im Hause gewesen — der Vater war ja 
auch nach der Arbeit — und die Großen hatten recht auf die Kleinen 
aufpassen müssen. Und doch, der kleine Heini weinte; denn die Großen 
wollten ihn nicht mitsvielen lassen. Die Mutter schenkte ihm dafür den 
schönsten Apfel, und a/s sie ihm nun die Tränen von seinen dicken, roten 
Backen abwischen wollte und ihr Taschentuch aus der Tasche herauszog, 
da fiel der kleine Trommler heraus und auf den Fußboden. Den hat 
Heini auch noch zugekriegt.
	        
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