Der Nachtigall Antwort.
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uns zurück. Mehr als Palmenhaine liebt sie den herrlich
grünen deutschen Laubwald.
2. In der zweiten Hälfte des Äpril treffen die Nachtigallen
bei uns ein. Über ein breites Meer und hohe Berge hinweg
ging ihre Reise. Gleich nach der Ankunft ertönt auch ihr
wunderschöner Gesang, der jeden entzückt. Sie schlagen
stundenlang in den Büschen am Waldwege, in laubreichen
Gärten und Parkanlagen. Man hört sie besonders am frühen
Morgen und am späten Abend. Ende Juni verstummen die
liederreichen Sänger.
3. Die Nachtigall nistet auf dem Erdboden, oder doch dicht
über demselben im verwachsenen Gesträuch oder in einem
wohlgeschützten Grasbusch. Frau Nachtigall legt vier bis sechs
blaßgrüne, graubraun getüpfelte Eier. Brütet das Weibchen,
so sitzt das Männchen nicht weit davon auf einem Zweige
und singt voll Lust seine klangreichen Melodien. Wenn aber
das Weibchen, durch den Hunger genötigt, vom Neste auffliegt,
um Nahrung zu suchen, dann brütet das Männchen weiter, damit
die Eier nicht kalt werden.
4. Wenn so die Alten vierzehn Tage gemeinschaftlich ge¬
brütet haben, dann zerbrechen die Jungen die Schale und
kommen piepend hervor. Nun gilt es, fleißig zu sein und für
die hungrigen Kinder Futter herbeizutragen, jetzt eine Käfer¬
larve, eine Ameisenpuppe, dann wieder eine Fliege, ein
Käferchen, eine Mücke.
Die Nachtigallen ziehen im September in Familien und
größeren Gesellschaften wieder in die warmen Länder des
Südens.
149. Der Nachtigall Antwort.
hoffinann von Fallersleben.
1. Nachtigall, wie sangst du so schön
vor allen vögelein!
Nachtigall, wie drang doch dein Lied
in jedes herz hinein!