Aus dem Vorworte zur erste« Auflage.
(Für Teil II und III.)
Die Lehrweise des geschichtlichen Unterrichts ist in alter und neuer
Zeit so häufig behandelt worden, daß ich mich sehr kurz fassen kann.
Die verwerflichste, aber noch immer recht verbreitete Art dieses Unter¬
richts besteht darin, daß die Schüler zum Nachschreiben des Vortrags
veranlaßt werden. Die Anhänger dieser Lehrweise entschuldigen ihr
Verfahren damit, daß es kein Lehrbuch gäbe, das ihnen zusagte und
genügte, eine Behauptung, die in den meisten Fällen gewiß zutreffen
wird; denn die Mehrzahl der Geschichtslehrer oberer Klassen besitzt
glücklicherweise so gediegene Kenntnisse, daß es ihr nicht schwer fallen
dürfte, in jedem vorhandenen Lehrbuche zahlreiche Irrtümer aufzudecken
oder Besseres an die Stelle zu setzen. Aber rechtfertigt dieser Übel¬
stand, der sich ja unschwer beseitigen läßt, ihre Lehrweise? Keineswegs:
denn das Nachschreiben hat weit größere Übelstände im Gefolge, vor
allem eine unverantwortliche Vergeudung der an und für sich so knapp
bemessenen Zeit, ferner die Schwierigkeit zusammenfassender Wiederholungen,
endlich die fehlerhafte oder schiefe Wiedergabe des Vortrags seitens
der Schüler. Ja, sagen nun andere Geschichtslehrer, wenn aber ein
leidlich gutes Lehrbuch den Schülern in die Hand gegeben wird, was
bleibt dann noch für den Lehrer zu thun übrig? Diesen Einwand habe
ich, offen gestanden, niemals fassen können. Denn angenommen, es
gäbe ein nach Form und Inhalt tadellos verfaßtes Lehrbuch, so hätte
der Lehrer immer noch eine äußerst schwierige und dankbare Aufgabe
zu lösen, nämlich die Übermittelung des Lehrstoffes an die Schüler in
einem freien, fröhlichen, Verstand und Gemüt erfrischenden Vortrage; und
das erscheint mir als das höchste Ziel einer gediegenen Lehrweise, vor¬
ausgesetzt, daß der Lehrer sich an den Gang und den Lehrstoff des ein-