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11. Ein jeder mit den Waffen, den Kronen, die er trug,
Auch sah ich Wunden klaffen bei manchem Mann im Zug.
12. Und ohne Steg und Brücken ging wolkenleis' ihr Gang
Den vielgezahnten Rücken der Schwabenalb entlang.
13. Die Nebelmäntel schleiften lang hin am Bergessaum,
Die Wolkenschuhe streiften der Wälder Wipfel kaum.
14. Und wo zur letzten Strecke sich das Gebirg' verzweigt,
Als Hüter an der Ecke die Zollernburg aufsteigt,
15. Da schien der Zug zu halten; im letzten Mondenschein
Zerflossen die Gestalten zum grauen Wolkenreih'n.
16. Mir war's, die Fürsten legten am Berg die Krone hin,
Mir schien's, die Geister flögen wie segnend rings um ihn.
17. Und wie ich stand und lauschte, kühl streift' es mir das Haar,
Ein Morgenwehen rauschte, aufstieg das junge Jahr.
18. Und allgemach im vollern, im klaren Tageslicht
Erhob der Hohenzollern erwachend fein Gesicht.
19. Den Kaiserpurpur legte das Morgenrot ihm an,
Zu krönen ihn, bewegte die Sonne sich heran.
20. Und bis hinab zum Staufen mit Hellem Rosenschein
Vegann's zu überlaufen der Berge grau Gestein.
21. Ein Adler tät sich wiegen, die Schwingen ausgespannt,
Mit stolzen Wendeflügen hoch ob dem deutschen Land.
22. Und rings im Lande klangen die Glocken allzugleich,
Den Segen zu empfangen fürs deutsche Kaiserreich.
185. Die Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg
durch Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg 1417.
Ernst von Wildenbruch.
Zu Konstanz an dem Markte saß Kaiser Sigismund,
Ihm war von Gram und Sorgen die Seele krank und wund.
„Wohin ich blick' im Reiche, Hader und Zwistigkeit,
Es wankt der alte Glaube, es seufzt die Christenheit.