wenn einer eine so glückliche Zeit erlebt hat, wie wir zwei in unserm
Brautjahr und im ersten Zähre unsrer Ehe, dann soll ec mit seinem
Herrgott zufrieden sein, und wenn's ihm nachher noch so hart ergeht.
Im zweiten Jahre kam das Ännchen zur Welt, und seitdem liegt meine
Frau krank, und das Mädchen ist lahm, fünfzehn Jahre."
Ich muß gestehen: mich auf meinem Amboß überkam diesem
schlichten, ernsten Manne gegenüber, dem das Geschick so schwer mitgespielt
hatte, ein Gefühl der Beschämung. Hier stand ein Mann, auf dessen
Gesicht ich nicht eine Falte entdeckte, die Verbitterung verriet. Als wir
langsam, unter ruhigen Gesprächen über dies und das, durch die warme
Mainacht dem Dörfchen zuschritten, veranlaßte ich den Schmied, noch
einmal auf sein Geschick zurückzukommen. „Es verdient Achtung," sprach
ich, „daß ein frischer Mann wie Ihr das so ruhig und ohne Verbitterung
aushält. Ich kannte Leute, die sich in ähnlichen schweren Verhältnissen
dem Trünke ergaben. Bei uns zu Hause war sogar einer, der ließ Weib
und Lind im Elend sitzen und brannte über Nacht nach Amerika durch."
„Das muß ja ein erzliederlicher Schuft sein, der so was tut!" erwiderte
der Schmied. „Und wenn's bei Euch dort oben einer getan hat, so
will ich hoffen, daß Ihr nicht viel von der Sorte im Lande habt.
Ich tue hier meine Pflicht, wie nun einmal unser Herrgott will. Ob's
nun fünfzehn Jahre mit meinen Zweien zu Hause so fortgeht oder
dreißig. Und ich bin mit meinem Herrgott zufrieden, das ist die Haupt¬
sache, denk ich, und meine Anna und mein Ännchen auch." „Trotz alle¬
dem?" fragte ich. „Trotz alledem," sagte er ruhig. Dann fing er, da
es ihm offenbar peinlich war, daß nur von ihm und seinen Verhältnissen
geredet wurde, ein Reden an über landwirtschaftliche Dinge. Und wir
waren bald in ein Gespräch verwickelt, das die Zeit bis zum Kreuzweg
reichlich ausfüllte. Mit einem herzlichen Händedruck und einem ruhigen
„Glückliche Reife" verließ mich der ernste Mann.
Meine Gedanken von dort bis ins nahe Städtchen waren andrer
Art als zuvor. Dieser Schmied machte mir zu schaffen. Hier hatte ich
einen Helden gesehen, der unter mißlichsten Verhältnissen vornehm und
fest auf seinem Posten stand. Ich habe mir das eingeprägt. Jener Dorf¬
schmied tritt in jeder trüben Stunde hell vor mein inneres Auge. Ich
sehe ihn dann mitten in seinem Funkenregen. Die Zange in seiner Linken
hält das glühende Eisen gefaßt, aus der kräftigen Rechten fährt Schlag
um Schlag auf den sprühenden, dröhnenden Amboß. Seine Miene ist