Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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in den Schacht fuhr. Auch ein Paar Handschuhe der Königin 
Ulrike, die das Bergwerk besuchte, laßt man sehen. Die 
Schweden in den Provinzen halten solche Reliquien ihrer Kö¬ 
nige ungemein heilig. 
Von den Handschuhen der Königin Ulrike erzählt man sich 
folgende Sage. Sie wollte in die Grube hinabfahren, ungeach¬ 
tet man sie auf alle Weise davon abzuhalten gesucht harre, weil 
die Bergleute den Aberglauben haben, daß einer von ihnen un¬ 
glücklich werde, sobald ein Weib in der Grube gewesen sey. Als 
sie mitten auf der Fahrt war, Hortensie ein fürchterliches Getöse 
in der Tiefe, das, wie man ihr erzählte, von den Berggeistern 
herrührte. Sie befahl daher, sie sogleich wieder hinauf zu win¬ 
den, und ließ in der Angst ihres Herzens die Handschuhe in die 
Tiefe fallen. 
Ehemals war das Bergwerk zu Sahla sehr ergiebig; jetzt 
aber werden die Hälfte der Kosten damit verloren, doch baut 
man es fort, in der Hoffnung, daß einst die vorige glückliche 
Zeit wiederkehren werde. 
Li. Grimmige Kälte in Schweden. 
Die Kälte ist in strengen Wintern, besonders in dem mitt¬ 
lern gebirgigen und dann im nördlichen Theile von Schweden, 
ganz außerordentlich; bisweilen wird sie so heftig, daß das Queck¬ 
silber gefriert und folglich die Thermometer sich nicht mehr re¬ 
gen. So weit kommt cs, wenn sie bis zu 32 Grad sinken. 
Aber schon mit vier uird zwanzig bis acht und zwanzig Graden 
ist der Frost so unerträglich, daß man sich kaum dagegen ver¬ 
wahren kann. Stürmt noch dazu der rauhe Nordwind, so ist, 
ehe man sich's versiebt, die Backe oder die Nase erfroren. Nur 
durch uncrmüdetes Reiben mit Schnee, ehe man ein warmes 
Zimmer betritt, kann man sich noch retten, aber oft nur mit 
Gefahr, sich auch die Finger zu erfrieren. Geht es glücklich, 
so empfindet man nach drei oder vier Tagen nichts mehr davon. 
Wenn die Kälte so groß ist,' so haben besonders die Reifen¬ 
den sehr viel davon auszustehen. Böte sich dann auch der reis 
zendste Gegenstand dar, so haben sie kaum Luft, die Augenlie- 
dcr aufzuschlagen. Die Kälte greift die Augen an und macht 
Schmerzen. Man drückt sie deswegen unwillkührlich zu; wenn 
sie aber nur fünf bis sechs Minuten geschlossen bleiben, so sind 
die Augenwimpern festgcfroren, und man muß die warme Hand 
darauf legen, sie wieder aufzuthauen. 
, In manchen Ja bren stellt sich die Kälte sehr frühzeitig ein, 
besorrders auf den Gebirgen, die oft schon im Monat August 
mit Schnee bedeckt sind, und man hat Beispiele, daß auf den¬ 
selben am 22. August Ziegen, Pferde und Hirtenjungen erfro¬ 
ren sind. 
Das schreckliche Schicksal, welches ein schwedisches Heer,
	        
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