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der armen Tierlein werden aufgefressen von jenen Kannibalen, die
schönsten, buntfarbigen, aber werden an eitle Frauenzimmer ver¬
kauft, und die Törinnen stecken aus lauter Hoffart die kleinen,
bunten Vogelleichen auf ihre Hüte.“
„Unglaublich!“ rief die Schwalbe aus.
„Nicht wahr? So etwas kann in einem Narrenturme doch nicht
vorkommen; denn zu solcher Narrheit gehört auch eine gute Portion
Schlechtigkeit, Herzlosigkeit! Dieser bunte Kopfputz der Damen ist
endlich aber den andern doch zu bunt geworden, und sie haben
auch einen Bund gegründet, um die abscheuliche Vogelmörderei ab¬
zuschaffen. Das wird durch ein Gesetz geschehen, und der Thron¬
folger von Österreich selber hat sich an die Spitze des Bundes
gestellt. “
„Ist es doch wahr?“ rief die Schwalbe hoch erregt aus. „Heute
habe ich unterwegs so etwas gehört von diesem Vogelbunde. Ich
konnte es kaum glauben, daß es nebst den bösen Menschen auch
noch so gute gibt; aber nun es schon die Spatzen auf dem Dache
pfeifen, wird es wohl wahr sein.“
„Ich will dir auch sagen, Schwalbenvogel,“ zwitscherte der Spatz
dem andern vertraulich zu, „daß sogar in diesem Hause, auf dessen
Giebel wir sitzen, Leute wohnen, die den Vogelschutzbündlern an¬
gehören.“
Als die Schwalbe das gehört hatte, hob sie ihr stahlblinkendes
Köpflein und sagte: „Auch in diesem Hause? Wenn dem so ist,
dann will ich nicht fortfliegen. Dann will ich mich auf meinem
alten Familiensitze niederlassen und versuchen, ein neues Leben an¬
zufangen. Das Haus soll gesegnet sein!“
Peter Rosegger.
129. Der Kiebitz.
(Gekürzt.)
1. Auf den Uferwiesen, von welchen das Wasser langsanr zurück¬
tritt, hat sich ein Flug Kiebitze niedergelassen. Ihre goldgrünen Rücken¬
federn schimmerit in der Märzsonne, und ihre roten Schultern fünf ein
im Hellen Lichte. Ab und zu ruft einer klagend „Kiebitt", spreizt die
Schwingen und fächert den Stoß, daß die weißen Binden hell auf¬
leuchten, er sträubt den Schopf, macht einen Diener, daß der weiße
Nacken aufblitzt, und dann steigt er empor, ruft jauchzend „Kuwitt,
kiuwitt, huitt", saust dahin, daß es dunipf „Wutt, wutt, wutt" klingt,
wacht einen jähen Bogen nach unten, überschlägt sich nach hinten,
jauchzt wieder und taumelt über die Wasserlachen, auf denen nordische