Object: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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den Strafen liefen hölzerne Wasserleitungen- steinerne Wasserbehälter 
und fließende Brunnen, oft mit Bildsäulen verziert, standen auf Markt 
und Hauptstraßen. Nur gab es keine Straßenbeleuchtung; wer bei 
Nacht ging, mußte durch Fackel oder Laterne geleitet werden, später 
wurden auch die Fackeln verboten- aber an den Eckhäusern waren 
metallene Feuerpfannen befestigt, in denen bei nächtlichem Nuflauf 
oder Feuersgefahr Pechkränze oder harziges holz angebrannt wurden. 
Ls war Sitte, bei ausbrechendem Feuer das Wasser aus den Behältern 
oder fließenden Brunnen in die gefährdeten Straßen laufen zu lassen. 
Dafür hingen an den Straßenecken Schutzbretter, und es war Pflicht 
einzelner Gewerke — in Leipzig der Gastwirte — mit solchen Schutz¬ 
brettern das Wasser an der Brandstätte zu stauen, indem man aus 
ihnen und zugetragenem Dünger einen (Huerwall zog. Die Straßen- 
und Sicherheitspolizei war seit etwa sechzig Jahren sehr verbessert 
worden. Kurfürst Nugust von Sachsen hatte in seinem Lande die 
gesamte Verwaltung mit nicht gemeinem Geschick neu organisiert. Seine 
zahlreichen (Ordnungen waren im ganzen Neiche Muster geworden, nach 
denen Fürsten und Städte ihr neues Leben einrichteten. 
Der hauptmarkt war am Sonntage Lieblingsaufenthalt der Män¬ 
ner. Dort standen nach der predigt Bürger und Gesellen in ihrem 
Feststaate, plaudernd, Neuigkeiten austauschend, Geschäfte beredend. 
Sn den Handelsstädten hatten die Kaufleute besondere Näume zu 
ihrem „Konvent", den man schon damals die Börse nannte. Nuf dem 
Natsturme durfte über der Uhr auch der Gang nicht fehlen, von 
dem der Türmer seine Nundschau über die Stadt hielt, wo die Stadt¬ 
pfeifer mit Posaunen und Zinken bliesen. 
Die Stadtgemeinde unterhielt für ihre Bürger Bier- und Wein¬ 
keller, worin die Preise des ausgeschenkten Trunkes sorglich bestimmt 
wurden, für die vornehmen besondere Trinkstuben zu anmutiger Unter¬ 
haltung. In den alten Ueichsstädten hatten die Patrizier wie die 
Zünfte häufig ihre besonderen Klubhäuser oder Stuben, und der Luxus 
solcher Geselligkeit war damals verhältnismäßig größer als jetzt. Uuch 
die Gasthäuser waren zahlreich, sie werden in Leipzig als schön und 
herrlich eingerichtet gerühmt. Selbst die Apotheken standen unter Uuf- 
sicht, hatten besondere (Ordnungen und preise,' sie verkauften noch 
viele Spezereien, Delikatessen und was sonst dem Gaumen behagte. 
Mehr Bedürfnis als jetzt waren die Badestuben. Auch auf dem Lande 
fehlte selten dem Bauernhof ein kleines Badehaus, eine Badestube war 
in jedem größeren Gebäude der Stadt. Die ärmeren Bürger gingen 
zu den Badern, welche auch einigen Lhirurgendienst verrichteten. Außer- 
dem unterhielten die Städte auch große öffentliche Bäder, in denen
	        
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