Full text: Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr (Teil 2)

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Fohlenkoppel zu, wir hinterdrein, — es war wieder das reine Kessel¬ 
treiben. Am Rande hielten wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im 
selben Moment kam General Röder zu uns heran und rief uns schon 
von weitem und rückwärts deutend zu, die Strandbatterie zu nehmen, 
an der wir in unserm Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren, ohne ihrer 
zu achten. Nun also Kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben 
Uferstelle aus, an der wir gelandet, oder doch keine 200 Schritt von ihr 
entfernt, über den Alsensund hin, als ob wir noch alle auf dem Wasser 
schwämmen und nicht schon am Rande der Fohlenkoppel ständen. Aber 
es waren die letzten.Schüsse aus dieser Schanze. In zehn Minuten war 
sie unser; drei schwere Geschütze samt einer Anzahl Espingolen, dazu zwei 
Offiziere und fünfzig Mann fielen in unsre Hände. Die Gefangenen 
wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rückkehrenden Booten 
aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts, bis wir unter fort¬ 
währendem Gefecht, — der Feind floh südlich auf Kjär und Bagmose 
zu, — den Südrand der Fohlenkoppel erreicht hatten. Hier machten wir 
Halt: zur Rechten, dem Alsensunde zu, hatten wir das 1. Bataillon unsers 
Regiments, zur Linken, der Augustenburger Föhrde zu, die sechs Kom¬ 
pagnien vom 64sten. In dieser Stellung warteten wir die Befehle zu 
weiterm Vorgehen ab. Es mochte 3 Uhr gewesen sein." 
Theodor Fontane. 
82. König Wilhelm in der Zchlacht bei Königgrätz. 
1. Am 3. Juli morgens 5 Uhr brach der König von Gitschin auf 
und bestieg nach dreistündiger Fahrt im Wagen sein Reitpferd, das von 
diesem Tage an den Namen Sadowa erhielt. Von einer Anhöhe zwischen 
Dub und Sadowa sah der König dem Gefecht zu, das an der 
Bistritz bereits eingeleitet war. Zu seinen Füßen wütete ein heftiger 
Artilleriekampf. Ruhig und mit kaltem Blute hielt der König längere 
Zeit auf diesem Platze, trotzdem die Granaten wiederholt in seiner Nähe 
einschlugen. Erst als Graf Bismarck an den König heranritt und in 
eindringlichster Weise sprach: „Als Major habe ich Ew. Majestät keinen 
Rat zu erteilen, als Ministerpräsident bin ich aber verpflichtet, Ew. Majestät 
zu bitten, sich nicht ernster Gefahr auszusetzen," verließ der König die ge¬ 
fährliche Stelle. Lange schwankte der Kampf, und einzelne versprengte 
Truppen gingen in Unordnung bis in die Nähe der Aufstellung des Königs 
zurück. Da 'donnerte ihnen plötzlich aus des Königs Mund ein lautes Halt! 
entgegen: „Wohin ist in der Schlacht die Front?" rief er ihnen mit blitzen¬ 
den Augen zu, und die Soldaten machten kehrt. — 
2. Mit Ungeduld schaute der König und mit ihm seine Umgebung 
nach der Gegend aus, von der der Kronprinz mit der zweiten Armee
	        
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