glaubt man's." — „Du hast recht, Bürschchen," antwortete der Herzog
lachend, füllte Tills Ranzen mit Talern und sagte: „Jetzt geh nur heim
und zeige dem Vater deinen Schatz; er wird schon glauben, daß der
Herzog ihn dir geschenkt hat."
Also wußte Till schon als Knabe eine Sache beim richtigen Ende
anzufassen.
132. Till Eulenspiegel als Schneider.
Von Georg Paysen Petersen.
Till Eulenspiegels lustige Streiche. 8. Aust. Stuttgart o. I. S. 58.
In Berlin verdingte sich Eulenspiegel als Schneidergeselle. Während
er auf dem Tisch saß und die Nadel führte, sagte sein Meister
zu ihm: „Geselle, wenn du nähen willst, so nähe fein und so, daß
man’s nicht sieht.“ Eulenspiegel sprach, das täte er gern, nahm
die Nadel und das Gewand, kroch damit unter eine Bütte und fing
dort zu nähen an. Der Schneider stand dabei, sah das Treiben
verwundert an und fragte: „Was machst du dort? Das ist ja eine
seltsame Näherei.“
„Meister,“ sprach Till, „Ihr sagtet, ich sollte nähen, daß
man’s nicht sähe; hier unter der Bütte sieht es niemand.“
„So war’s nicht gemeint,“ erwiderte der Schneider, „mein
lieber Gesell, hör’ auf und nähe nicht mehr so, sondern fang’ an
zu nähen, daß man’s sieht!“
W R W
Till hatte es schon drei Tage lang bei seinem neuen Meister
ausgehalten; da fügte sich’s, daß der Schneider am Abend des dritten
Tages müde war und gern zeitig schlafen gegangen wäre; doch
meinte er, für den Gesellen sei es noch reichlich früh, zu Bette
zu gehen. Nun lag auf dem Schneidertisch gerade ein Rock, der
war fertig geworden bis auf die Ärmel. Der Schneider gab diesen
Rock und die losen Ärmel Eulenspiegel hin und sprach: „Wirf
noch die Ärmel an den Rock und dann geh zu Bett!“ Damit
ging der Meister in die Schlafkammer, und Till hängte den
Rock an einen Haken, zündete zwei Lichter an, auf jeder Seite
des Rockes eins, und nahm den einen Ärmel und warf ihn
gegen den Rock. Dann ging er auf die andere Seite und
warf dort den zweiten Ärmel gegen den Rock und trieb es
so, bis die beiden Lichter niedergebrannt waren. Dann zündete
er zwei neue an und warf die ganze Nacht hindurch die Ärmel
an den Rock.
Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. III.
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