Full text: [Teil 1 = Kl. 8] (Teil 1 = Kl. 8)

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Es hat Dörfer gegeben, über die hat damals so ein Raubritter seine 
Faust geschwungen, und es ist auch keine Spur von ihnen übrig ge- 
blieben. Wo aber kein Landesherr half, der Kaiser konnte erst recht nicht 
helfen, denn es gab ja keine ordentlichen Reichssteuern und kein ordeut- 
liches Reichsheer, womit er hätte Ordnung schaffen können. Hundert 
Jahre nach Sigismund war noch einmal ein guter Kaiser da, der Kaiser 
Max, der hat es redlich versucht und einen Reichsfrieden verkündet und 
ein Kammergericht eingesetzt nnd wollte gern Ordnung bringen. Aber es 
ist ihm nicht gelungen. Zuletzt sagte er traurig: „Mir ist auf der Welt 
keine Freude mehr. Armes deutsches Land!" Der Mark Brandenburg 
aber ist in diese Not hinein der Helfer gekommen, der erste Hohenzoller, 
Friedrich VI., Burggraf vou Nürnberg. Und von dem Tage, daß die 
Hohenzollern in das Land gekommen sind, wurde es besser mit ihm. Sie 
haben eine Landesregierung aufgerichtet, haben mit Heer und Polizei ihr 
Land geschützt und den Schwachen geholfen und der Gesetzlosigkeit des 
Gewaltigen gewehrt und haben ans der Wüste einen Staat gemacht. 
18. Kurfürst Friedrich I. 
1. Der Kurfürst übt Landespolizei. Es war im Jahre 1411, 
da starb der faule Jobst von Mähren, uud die Mark Brandenburg kam 
wieder an Sigismund, der sie zuerst verpfändet hatte. Der aber war 
im Jahre vorher Kaiser geworden, nnd das hatte er keinem andern als 
dem Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg aus dem Hause Hohen- 
zollern zu danken. Der Hohenzollern ist eine stattliche Burg im Schwaben- 
lande, nicht weit von dem Hohenstaufen, und die hohenzollernschen Burg- 
grasen von Nürnberg hatten immer treu zum Kaiser gehalten. Ihr wißt 
schon, wie ein Friedrich von Nürnberg geholfen hatte, daß Rudolf von 
Habsburg Kaiser wurde, und jetzt galt das, was Friedrich VI. sagte, 
wieder am meisten unter den deutschen Fürsten. Es war ein hoher, breit- 
gewachsener Mann, das Gesicht trug er glattrasiert, hatte aber große 
blaue Augen darin und starkes Haar, das ihm in Locken bis fast an die 
Schultern hing. Er war aber nicht bloß ein starker Ritter, sondern 
anch ein kluger Mann, der sogar gern in deutschen und lateinischen Büchern 
las, wo doch in jener Zeit sehr viele Ritter überhaupt nicht lesen konnten. 
Die Roheiten der Raubritter waren ihm verhaßt, nnd daß sie nichts 
Schöneres kannten, als die Leute plagen und sich recht betrinken, solange 
Bier und Wein nicht alle wurden, das war ihm auch ein Greuel. Er 
hatte auch eine schöne, kluge Frau, die nannten die Leute die schöne Else.
	        
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