2. Ach, liebe Kinder, weit gefehlt!
Schaut nur nach meinem Häuschen,
Ob ihr nicht dort vier Störchlein zählt,
Was hilft mir da ein Sträußchen?
3. Vom frühen Morgen bis zur Nacht
Muß ich nach Futter wandern,
Und hab’ ich eines satt gemacht,
So schreien schon die andern.
4. Man muß sich wohl den ganzen Tag
Für seine Kleinen plagen,
Und wer's von euch nicht glauben mag,
Soll nur die Eltern fragen!
81. Der Storch
Rudolf Löwenstein.
Der Storch ließ auf dem Dach sich nieder
Und sprach: „Da, Kinder, bin ich wieder!
Nun saget mir, was ist geschehn,
Seit ich das Dörfchen nicht gesehn?"
„Di," sprach der Dans, „in diesen Tagen,
Da hat sich vieles zugetragen:
Mein Vater kaufte eine Kuh
Und meiner Schwester neue Schuh’.
Ich hab’ an Größe zugenommen
Und jetzt auch Stiefeln und Hosen bekommen,
Weihnacht kriegte ich ein Schwert
Und ein sehr wildes Wiegenpferd.
Und in die Schule geht, mein Bester,
Jetzt auch die Suse, meine Schwester.
Und weil sie neulich nichts gewußt,
Hat sie nachbleiben schon gemußt."
„Pfui, Hans," begann der Storch zu klappern,
„Man darf nicht aus der Schule plappern!"