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3. Weißt du, wieviel Binder frühe
Stehn aus ihren Bettlein auf,
Daß sie ohne Sorg' und Mühe
Fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
Seine Lust, sein Wohlgefallen,
Kennt auch dich und hat dich lieb.
217. Morgenlied.
Hoffmann v. Fallersleben.
1. Die Sterne sind erblichen
Mit ihrem güldnen Schein;
Bald ist die Nacht entwichen,
Der Morgen dringt herein.
2. Noch waltet tiefes Schweigen
Im Tal und überall;
Auf frisch betauten Zweigen
Singt nur die Nachtigall.
3. Sie singet Lob und Ehre
Dem hohen Herrn der Welt,
Der überm Land und Meere
Die Hand des Segens hält.
4. Er hat die Nacht vertrieben;
Ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinen Lieben
Der Vater alles Lichts.
218. Tu’ nichts Böses!
Wilhelm Hey.
l. Tu' nichts Böses, tu' es nicht!
Weißt du? Gottes Angesicht
Schaut vom Himmel auf die Seinen,
Auf die Großen, auf die Kleinen,
Und die Nacht ist vor ihm Licht!
2. Sind auch Vater, Mutter weit, —
Er ist bei dir allezeit.
Daß du ja kein Unrecht übest
Und sein Vaterherz betrübest!
Ach, das wär' dir künftig leid.
219. Das Gewitter.
Haltaus.
Das Wetter war sehr schwül. Gegen vier Uhr nachmittags stiegen
hinter den Bäumen des Gartens zackige Wolken auf; das waren Vor¬
boten eines Gewitters. Höher und höher stiegen die Wolken, und
hinter ihnen war der Himmel dunkel wie die Nacht. Ein Sturmwind
erhob sich und sauste vor ihnen her; er fuhr durch das Laub der Bäume