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„Lcüa frya Fresen^,
das seiner Freiheit Heiligtum
lang gegen ssfaffenübermut
und Adelsmacht verteidigte.
Nicht Männer zogen nur zum Streit,
auch hohe Iungfrau'n, ernst und mild,
und sanken bleich und blutend hin,
gedenkend, als der Stahl sie traf,
des Friesenspruchs: „Lieber tot als Sklav'!"
Du prächtig Wort: „Lieber tot als Sklav'!'
o brause du wie Nordlandssturm
durch alle deutschen Herzen hin,
vom meerbespülten Friesenland
bis zu der Alpen Hochgebirg',
und von den Alpen bis ans Meer
erdröhne donnernd wieder her,
rings alles rüttelnd aus dem Schlaf,
du stolzes Wort: „Lieber tot als Sklav'!"
Ich grüße dich, mein Friesenland,
wo der Nebel wallt, wo die woge braust;
ich grüße dich, mein Friesenvolk,
wo noch Manneskraft und Freiheit haust!
Hermann AllmerS,
164. Beim ostfriesischen Moorkolonisten.
1. Drei junge Tannen, vier, fünf alte Birken, eine mächtige Eber¬
esche hinter einem nicht großen Hause von roten Backsteinen mit Strohdach
und grün gestrichenen Türen. Rotbraunleuchtendes Buchweizenstroh,
hoch aufgeschichtet und zusammengehalten von langen, kreuzweis' über¬
einander gelegten Strohseilen, an deren Enden schwere Steine baumeln,
ein tiefschwarzer, künstlich aufgebauter Torfhaufen mit Kuppeldach, ein
stattlicher Düngerhaufen, rechtwinklig und gradlinig aufgeführt, umgeben
von einer tiefen Rinne verheißungsvollen — Goldwassers. Hier wohnt
ein gutsituierter Heidbauer. Jürnohm ist sein Name, und seine Frau
heißt Hilkmöh.
2. Verzeih, wenn ich dir zuerst die Rückseite des Hauses zeige und
nicht die Vorderfront mit dem blühenden Giebelgärtchen. Die Hinter¬
front ist bedeutsamer und ist gleichsam Iürnohms Wappen, wie überhaupt
das Wappen eines jeden rechten Heidbauern, oder, wie man in Ostfries¬
land sagt „Moorkolonisten".