Full text: [Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj] (Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj)

zählen, was drinnen im Moosgeflechte der braune Küfer zu seiner Mutter 
sagt. 
2. „Du, Mutterle," spricht der Käser, nachdem er ins Haus getteten 
ist. Das Haus ist ein zusammengerolltes, dürres Eichenblatt aus dem 
vorigen Jahre. „Mußt nicht böse sein, Mutterle, daß ich heute so spät 
nach Hause komme zum Essen. Denke dir, ein Mädel hat mich abgefangen, 
ein Menschenmädel. Das ist so groß gewesen wie ein Berg, und seine 
Finger sind so dick gewesen wie ein Stamm da drüben im Distelurwalde. 
Mit zwei solchen Fingerblöcken hat es mich genommen und in seine Schürze 
geworfen. Da drinnen hat das Mädel eine große Wildnis von Bäumen 
und Büschen gehabt, und viele Käfer, bekannte und ganz fremde, sind 
gefangen gewesen und umhergestiegen im Strüppwerk. Keins hat einen Weg 
gewußt, und jedes ist gelaufen wie nicht gescheit, daß es wo herauskäme. 
Mir ist so ein kupferiger Lackel gerade auf den Kops gestiegen, daß ich 
sagen mutzte: „Mein Herr, wenn Sie schon einen lebendigen Fußschemel 
brauchen, so steigen Sie einem andern aufs Haupt und nicht mir!" 
Über unsrer Wildnis ist ein großes Dach gewesen, und das geht 
auf einmal ein wenig auseinander, so daß wir hinaufsehen auf einen 
steilen Berg, auf dem Schnee liegt. Und wir klettern gleich hinauf. Es 
ist aber doch kein Berg, es ist das große Menschenmädel, und es ist kein 
Schnee, es ist das weiße Kleid, das das Menschenmädel an hat. Das 
ist mir recht, ist daraus besser steigen, wie auf Schnee, und nicht so kalt. 
Ich laufe schnell über das steile Feld hinauf und komme zu einer großen, 
goldnen Kugel. Die ist viel größer als ich, und die Sonne funkelt darin, 
daß ich ganz blind werde. Jetzt. Mutter, diese Kugel, das ist der Busen¬ 
nadelknopf gewesen, den das Menschenmädel am Halse hat. Dann bin 
ich auf einen lichten Samt gekommen, der ist hübsch warm und ich darüber 
hinweg, bis ich vor einer großen, rosenroten Höhle stehe, gar riesengroß, 
so daß ein ganzes Käfervolk darin Platz hätte. Und da drinnen stehen 
weiße Felsen, der Reihe nach; sie stehen von unten hinauf und von oben 
herab. Da wollte ich geschwind ein wenig forschen gehen; aber mein 
Schutzengel hat gesagt: Vorwitz, laß es bleiben, sonst geht's dir schlecht! 
Denn die rosenrote Höhle ist dem Menschenmädel sein Mund gewesen! 
Ich laufe weiter und komme zu einem Hügel, der zwischen blühenden 
Wiesen steil aus dem Boden aufsteigt und zwei Grotten hat. Das ist 
dem Menschenmädel seine Nase gewesen. Ich habe sie mit dem Rüssel 
geschwind ein wenig gebissen, und da ist aus den Grotten ein krachender 
Sturm herausgefahren, der hätte mich bald in den Abgrund geworfen." 
„Vater, was ist das gewesen?" fragt meine kleine Martha. 
„Das Menschenmädel hat geniest." 
Die Kleine reibt sich vergnügt die Händlern: „Und hat der Käfer 
nicht Helfgott gesagt?"
	        
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