420
schleppen und verfilzen dürfte, hätte machen können. Za, er könnte das
nicht einmal leisten, wenn er meinetwegen auch wie der Stichling noch
verschluckten Sand darüber speien wollte; denn ihm würde der Körper¬
schleim fehlen, wie ihn das Fischchen besitzt, und der den Mörtel abgibt,
die Baustoffe zu verkitten. Da hängen die runden Nestchen, an allerlei
Wassergewächsen befestigt, so groß wie eine mäßige Kartoffel, mit ein
oder zwei einander gegenüberstehenden Öffnungen; denn sie sind nicht ein¬
fach napfartig gestaltet, sondern kuppelförmig.
3. Nachdem das Weibchen ein bis zwei Schock kleiner, wasserheller Eier¬
chen darin ablegte, wird es vom Männchen verjagt und darf sich seiner
Nachkommenschaft nicht mehr nähern. Für die Männchen beginnt jetzt eine
aufregende Zeit großer Sorge. Keinen Augenblick haben sie Ruhe! Jedes
Tier, das nur in die Nähe kommt, und sei es ohne die geringsten bösen
Hintergedanken, wird vertrieben, und es ist lustig zu sehen, wie die wmzigen
Burschen mit gesträubten Stacheln und, vor innerem Zorn erglühend, noch
viel röter als sonst, auf einen Hecht losschießen, der hundertmal mehr wiegt
als sie. Dann fahren sie einmal wieder hinein ins Nest, um zu sehen,
ob noch alles in Ordnung ist, kommen befriedigt heraus, und nachdem
sie es einigemal stolz umschwommen haben, stellen sie sich unmittelbar
vor dessen Eingang und schlagen lebhaft und schnell mit den Brustflossen,
so daß immer neues Wasser mit dem für die Entwickelung der Eier nötigen
Sauerstoff hineingepeitscht wird.
4. Bald sehen sie denn auch ihre Bemühungen belohnt. Eines Tages
sind die ersten winzig kleinen Weltbürger da, und nicht lange, so wimmelt
es im Nestchen von ihnen. Aber jetzt erst, du lieber Himmel, die Arbeit
für den armen Vater! Er möchte sich verdoppeln und verdreifachen; denn
die Jugend ist leichtsinnig und naseweis; das erfährt er reichlich an seinen
zarten Sprößlingen. Die Eier lagen wenigstens still, wo sie lagen, und
hatten keinen eigenen Willen; aber bei den flinken Jungen ist die Sache
ganz anders. Denen wird es bald langweilig in dem engen Nest, und sie
schlüpfen neugierig heraus, um sich auch einmal die Welt da draußen
zu betrachten. Solchen Vorwitz unerfahrener Kinder kann aber das Herz
des ängstlichen Vaters nicht dulden. Er kriegt seine hoffnungsvollen Nach
kommen mit dem Maule zu packen und schleppt sie zurück in ihre Wiege.
Aber, o weh! Kaum hat er eins hineinkomplimentiert, so find schon
wieder zwei andre draußen, und so geht das den ganzen lieben Tag lang.
William Marshall.
244. Line Reiherkolonie.
(Gekürzt.)
1. Lange bevor im Frühling das Leben der kleineren Vögel in der Ahe
(ein Wald an der Leine) erwacht ist, zieht ein größeres Leben in ihr ein.