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Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly
schenkte ihnen das Leben, und ließ Brod unter ibnen
austheilen, doch ohne daß ihn seiner unmenschlichen That
für jetzt gereuete: stolz ritter durch die dampfenden Blut-
bespritzren Trümmer, und konnte noch scherzend diese
Gräuel die Magdeburger Hochzeit nennen. Diese Trun¬
kenheit seines Siegsglücks wahrte aber nicht lange: es
verließ ihn seit dieser That oft die ruhige Besonnenheit,
durch die er in zb Schlachten gesiegt hatte; und die Ver¬
wünschungen, mit denen sein Name überhäuft wurde,
regten endlich wohl auch dies verhärtete Gewissen auf,
daß er für so viel unschuldig vergossenes Blut die Stra¬
fe des vergeltenden Schicksals fürchtete.
Gustav Adolf ergrif tiefer Schmerz bei der Nach¬
richt dieses Unglücks: er klagte laut die Kurfürsten von
Brandenburg und Sachsen als Mitzerstörer von Magde¬
burg an, und schwur dem grausamen Tilly Rache. —
Wiewol nun der Kurfürst von Sachsen den Schweden
den Uebergang über die Elbe bei Wittenberg gewehrr hat¬
te : trauere ihm doch auch der Kaiser nicht, da er sich
dem Restirutionsedikte widersetzte und Truppen warb.
Tilly schickte also Gesandte an ihn, die ihm kaiserliche
Einquartierung ankündigen sollten. Der Kurfürst ver¬
bat sich diese, und sagte beim Abschiede zu den Ge¬
sandten: „Meine Herren, ich sehe wohl, daß man ge¬
sonnen ist, das lange gesparte Sächsische Konfekt
endlich auch auf die Tafel zu setzen. Aber man pflegt
dabei allerlei Nüsse und Schauessen aufzutragen, die
hart zu beißen sind, und sehen Sie sich wohl vor, daß
Sie sich nicht die Zahne daran ansbeißen." Auf diese
Antwort rückte Tilly gegen Sachsen an ¡0. Da bat
man
») Er zog zuerst gegen Leipzig, und nahm auch diese
Stadt nach einer kurzen Belagerung ein. Alles iiu
rerte vor dem unmenschlichen Wütherich, doch ein Zu,
' fall