Full text: Das Vaterhaus (Bd. 1)

sahen zu. Die Pfefferbüchse sah wohl noch ein wenig bissig 
drein, und der Essigkrng machte ein sauer-süßes Gesicht, aber so 
vergnügt, wie ein Essigkrug und eine Pfefferbüchse überhaupt sein 
können, waren sie doch. 
Zuletzt sprang auch der alte Teekessel vom Herd und war 
der tollste von allen und tanzte so eifrig, daß ihm der heiße Brodem 
kerzengrad' aus der Tülle stieg; den Deckel hatte er längst verloren! 
Da hörte man Schritte auf der Treppe, und die Köchin 
kam. Hui! wie ging's da auf die Plätze zurück! — Jeder wollte 
der Erste sein, und sie drängten und stießen sich so, daß darüber 
beinahe keiner auf seinen Platz gekommen wäre. Die Mörser¬ 
keule natürlich, die stolperte in der Eile über den Rahmtopf 
und zerschlug ihn. 
Nun kam die Köchin herein, und alles war mäuschenstill. 
Der Teekessel aber war noch so schwindlig, daß er seinen Deckel 
ganz schief aufgesetzt hatte; er summte und tat, als hörte er nicht; 
aber da sah die Köchin den zerschlagenen Rahmtopf und die Fett¬ 
flecke auf der Erde und fing laut an zu schelten: „O die abscheu¬ 
liche Katze!" sprach sie, „was die wieder gemacht hat, — hat 
Rahm genascht und ist dann noch durch die ganze Küche spaziert 
mit ihren nassen Pfoten. — Wart', du sollst mir kommen!" 
Den Geräten am Küchenbrett wurde übel zu Mute, als sie 
die Köchin so schelten hörten. Die Mörserkeule duckte sich tief in 
ihren Mörser hinein, und der Küchenpinsel verkroch sich hinter 
das Hackebrett, und den ganzen Tag wagte keines mehr auch 
nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Nur das Salzfaß sang 
manchmal leise vor sich hin: 
„Sicher bin ich, wenn ich walze, 
eine flotte Tänzerin!" 
35. Der Fudel. 
von Wilhelm Hey. 
1. „Wer hat hier die Milch genascht? 
Hätt' ich doch den Dieb erhascht!
	        
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