Full text: [Teil 1 = 2. u. 3. Schulj] (Teil 1 = 2. u. 3. Schulj)

34 ~ 
Und als es noch eine weile gegangen war, kam wieder ein pchid 
und hatte kein Leibchen an und fror; da gab es ihm feins. Und 
weiter, da bat noch eins um ein Röckleiu, das gab es auch von sich 
hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel 
geworden; da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das 
fromme Wädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, 
du kannst wohl dein Hemd weggeben" und zog das Hemd ab und 
gab es auch hin. 
4. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf 
einmal die Sterne vorn Fimmel und waren lauter harte, blanke 
Taler. Und ob es gleich fein Hemdchen weggegeben, so hatte es ein 
neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es 
sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag. Gebrüder Grimm. 
41. Der Blinde. 
1. Ein blinderMann am Wege steht, 
fleht um ein Stückchen Brot; 
ein Kindlein ihm zur Seite geht, 
sein Aug' ist leer und tot. 
2. Den grünen Wald, der Sonne Licht, 
der Blumen bunte Pracht 
schaut sein erstorbnes Auge nicht, — 
für ihn ist's immer Nacht. 
3. Du hast zwei Äuglein, klar und rein, 
und frohen Mut dabei; 
du siehst der Sonne hellen Schein, 
kannst springen frank und frei. 
4. Drnm danke GottvonHrrzensgrnnd 
für deiner Angen Licht! 
Wie reich bist dn, frisch und gesund, — 
vergiß des Blinden nicht! 
Georg Christian Virffenbach. 
42. Die halbgefüllte Flasche. 
Als die Schweden einmal in Schleswig-Holstein eingefallen 
waren und die Dänen gerade eine Schlacht gewonnen hatten, be¬ 
kam ein dänischer Soldat einen Wachtposten auf dem Schlachtfelde. 
Mit Mühe hatte er für seinen brennenden Durst eine Flasche Bier 
erhalten. Eben als er sie an seinen Mund setzt, hört er neben sich 
die Stimme eines Schweden, dem beide Beine abgeschossen waren, 
und der ihn flehentlich um einen Labetrunk bat. Mitleidig ging 
der Soldat zu ihm und beugte sich über den Verwundeten, um ihm 
die Flasche zu reichen. Aber der tückische Schwede ergriff seine 
Pistole und feuerte sie auf seinen Wohltäter ab, in der Hoffnung,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.