0. In Freud und Leid — des Herrn allzeit.
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sein Geld in einer bestimmten Gewichtsmenge eines Lebensmittels viel
oder wenig Nährstoffe bekommt.
Im allgemeinen sei nun bemerkt, daß es durchaus verkehrt ist, den
Nährwert eines Nahrungsmittels einseitig nach seinem Eiweißgehalte zu
schätzen. Eiweiß ist zwar unentbehrlich fuͤr den Organismus; aber
mit ihm allein kann der Mensch auf die Dauer nicht bestehen; er würde
dann vielmehr unfehlbar zu Grunde gehen. Es ist daher stets auch
der Gehalt an Fett und Kohlehydraten mit in Rechnung zu ziehen.
Diese beiden können sich mehr oder weniger gegenseitig ersetzen, und man
darf es als sehr vorteilhaft bezeichnen, wenn die Nahrung fettreich, „gut
geschmelzt“ ist, wie man im Volke sagt.
Die Verdaulichkeit der Lebensmittel wird nicht zum wenigsten durch
die Zubereitung bedingt. Außerdem aber weiß man, daß die ani—
malischen Nahrungsmittel entschieden besser ausgenutzt werden als die
vegetabilischen. Bei diesen letzteren verläßt ein verhältnismäßig großer
Teil des Eiweißes unbenutzt den Verdauungskanal, während die Kohle—
hydrate gut verwertet werden. Die Fette werden vortrefflich verdaut,
und zwar sowohl die tierischen wie die pflanzlichen, vorausgesetzt, daß sie
von tadelloser Beschaffenheit sind. Am teuersten bezahlt man die vor—
wiegend aus Eiweiß bestehenden animalischen Nahrungsmittel, Fleisch ꝛc.
am billigsten die vegetabilischen, die meist sehr reich an Kohlehydraten
sind. Fette haben in der Regel einen mittleren Preis.
Nach Schlesinger und Becker „Ernährung des gesunden und kranken Menschen“.
Mein Kind, prüfe, was deinem Leibe gesund ist, und siehe, was ihm un—
gesund ist, das gib ihm nicht!
80. Nahrungs- und Genußmittel.
Man unterscheidet bei der Ernährung Nahrungs- und Genußmittel; die
ersten zerfallen wieder in animalische (tierische) und vegetabilische (pflanzliche).
J. Animalische (tierische) Nahrungsmittel.
1. Die Milch. Die Milch enthält sämtliche Nährstoffe, dazu auch
noch Genußstoffe in so ausreichender Menge, daß sie in der uͤberaus
wichtigen Säuglingsperiode im vollen Sinne des Wories eine Nahrung
zu bilden vermag. Die einzelnen Milchsorten zeigen in ihrer Zusammen—
setzung erhebliche Unterschiede. Daher kann für jedes junge Geschöpf,
sei es nun Mensch oder Tier, nur die Muttermilch als die einzig natur—
gemäße Nahrung angesehen werden. Für das Kind, welches aus irgend
einem Grunde von der Mutter oder Amme nicht gestillt werden kann,
greift man als Ersatz zur Tiermilch. Der gesunde Erwachsene aber
kann von Milch allein nicht existieren. Jedoch bleibt Milch das ganze
Leben hindurch ein sehr wertvolles Nahrungsmittel, das namentlich
während der Kindheit, d. h. bis zum 14. Lebensjahre, und dann wieder
im Greisenalter eine Haupirolle spielen sollte. Vor dem Genuß ist die
Milch ausnahmslos abzukochen, dann rasch abzukühlen und an einem
kühlen Orte (Eisschrank im Sommer) aufzubewahren.
Gehrig u. Stillcke, Lese- und Lehrbuch. 4. Aufl.