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Grabt nur!“ 0 weh! da starb der Mann. 
Kaum war der Greis zur Gruft geschafft, 
so grub man nach aus Leibeskraft. 
Mit Hacke, Karst und Spaten ward 
io der Weinberg um und um gescharrt. 
Da war kein Kloß, der ruhig blieb; 
man warf die Erde gar durchs Sieb 
und zog die Harken kreuz und quer 
nach jedem Steinchen hin und her. 
15 Allein da ward kein Schatz verspürt, 
und jeder hielt sich angeführt. 
Doch kaum erschien das nächste Jahr, 
so nahm man mit Erstaunen wahr, 
daß jede Rebe dreifach trug. 
2o Da wurden erst die Söhne klug 
und gruben nun jahrein, jahraus 
des Schatzes immer mehr heraus. 
Gottfried August Bürger. 
36. Der hungrige Araber. 
Ein Araber war verirrt in der Wüste. Zwei Tage hatte er nichts 
zu essen und war in Gefahr, Hungers zu sterben, als er endlich eine 
von den Wassergruben antraf, an denen die Reisenden ihre Kamele 
tränken. Hier sah er auf dem Sande einen kleinen, ledernen Sack 
liegen. ,,Eott sei gelobt," sagte er, als er ihn aufhob und anfühlte, 
„das sind, glaub' ich, Datteln oder Nüsse; wie will ich mich an ihnen 
erquicken und laben!" Zn dieser süßen Hoffnung öffnete er den Sack, 
sah, was er enthielt, und rief voll Traurigkeit aus: „Ach, es sind nur 
Perlen!" Gottfried Herder und August Liebeskind. 
37. Der Löwe und der Fuchs. 
„Herr Löwe," sprach der Fuchs, „ich muß 
dir's nur gestehen, mein Verdruß 
hat sonst kein Gnde: 
Der Lsel spricht von dir nicht gut; 
er sagt, was ich an dir zu loben fände, 
das wiss' er nicht; dein Heldenmut 
sei zweifelhaft, du gäbst ihm keine Proben 
von Großmut und Gerechtigkeit, 
du würgtest die Unschuld, suchtest Streit; 
er könne dich nicht loben."
	        
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