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veruntreut habe. Dies war, was seine Feinde wünschten. Sie ver¬ 
doppelten ihre Beschuldigungen und malten ihn als den ärgsten Betrüger. 
„Er hat viele Häuser zur Bewirtung der Fremden gebaut," sagten 
sie, „und andere öffentliche Gebäude mit großen Kosten aufführen lassen. 
Er kam als nackter Knabe an den Hos, und doch besitzt er jetzt 
unermeßliche Reichtümer. Woher könnte er alle die Kostbarkeiten, mit 
denen sein Haus angefüllt ist, haben, wenn er den königlichen Schatz 
nicht bestöhle?" Ali Beg trat eben zum Könige hinein, als ihn seine 
Feinde so verklagten, und mit zornigen Blicken sprach der König: 
„Ali Beg, deine Untreue ist kund geworden, du hast dein Amt verloren, 
und ich befehle dir, in vierzehn Tagen Rechnung abzulegen." Ali 
Beg erschrak nicht, denn sein Gewissen war rein. Aber er bedachte, 
wie gefährlich es sein würde, seinen Feinden vierzehn Tage Zeit zu 
lassen, ehe er seine Unschuld bewiese. „Herr," sprach er deswegen, 
„mein Leben ist in deiner Hand. Ich bin bereit, die Schlüssel des 
königlichen Schatzes und den Ehrenschmuck, den du mir gegeben hast, 
heute oder morgen vor deinen Füßen niederzulegen, wenn du deinen 
Knecht mit deiner Gegenwart beehren willst." 
Diese Bitte war dem Könige willkommen. Er sagte sie ihm zu 
und besichtigte gleich am andern Tage die Schatzkammer. Alles Mar¬ 
in der vollkommensten Ordnung, und Ali Beg überführte ihn, daß 
Schach Abbas den vermißten Säbel selbst herausgenommen habe und 
mit den Diamanten ein anderes Kleinod habe schmücken lassen, ohne 
daß er es in seinem Verzeichnisse bemerkt habe. Der König konnte 
nichts dagegen einwenden, allein sein Mißtrauen hatte ihn noch nicht 
verlassen. Er ersann einen Vorwand, um den Schatzmeister in sein 
Haus zu begleiten, denn hier vermutete er, die vielen Kostbarkeiten zu 
finden, von denen ihm seine Höflinge gesagt hatten. Zu seiner großen 
Verwunderung aber war auch hier alles anders. Gemeine Tapeten 
deckten die Wände; die Zimmer waren mit nicht mehr als notdürftigem 
Hausrate versehen, und Sefi mußte selbst gestehen, ein mittelmäßiger 
Bürger wohne köstlicher als der Großschatzmeister seines Reiches. Er 
schämte sich dieser zweiten Täuschung und wollte sich entfernen, als 
ihm ein Höfling eine Tür am Ende eines Ganges zeigte, die mit zwei 
starken eisernen Riegeln verschlossen war. Der König ging näher und 
fragte den Ali Beg, was er unter so großen Schlössern und Riegeln 
verwahre. Ali Beg schien erschrocken, sein Gesicht errötete, er erholte 
sich aber wieder und sprach: „Herr, in diesem Gemache bewahre ich 
das Liebste, was ich auf der Welt habe, mein wahres Eigentum. Alles, 
was du in diesem Hause gesehen hast, gehört dem Könige, meinem 
Herrn; was dieses Zimmer enthält, ist mein. Aber es ist ein Geheimnis; 
ich bitte dich, verlange es nicht zu sehen."
	        
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