büßen!" — Aber wer es getan hatte, das wußte kein Mensch, — außer
einem, der stand gerade hinter der Hecke, hörte, wie der Vater so zürnte,
und wurde feuerrot. „Es ist schlimm," dachte er, „aber wenn ich's
verschwiege, so wär's eine Lüge, und lügen mag ich nicht." So
trat er denn schnell in den Garten zum Vater und sagte: „Vater, ich
habe das Bäumchen umgehauen; es war dumm von mir!" — Da
sah der Vater den Knaben an, und er machte wohl noch ein ernstes
Gesicht, aber er zürnte nicht mehr.
Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein braver
Mensch und dazu ein gewaltiger General, hat auch in seinem Leben
nicht gelogen. Er hieß George Washington.
IV. Hausgenossen.
20. Der gute Leo.
von Ilse Frapan.
Eines Tages bekam mein Vater einen schönen, großen Hund zu
kaufen. Er hatte schöne, gute, braune Augen und solch einen edlen
Kopf, und seine guten Augen konnten sprechen wie ein Mensch, ob¬
gleich der Leo nur ein Hund war.
„Auf mich kannst du dich verlassen," sagten seine Augen, wenn
er auch mit dem Munde nichts weiter sagen konnte als „wau Wau!"
Leo hatte besonders die Kinder gern, und von ihnen ließ er sich
alles gefallen. Selbst wenn sie ihn neckten, knurrte oder biß er niemals.
Meine Eltern wohnten damals schon in diesem kleinen Hause an
der Alster, und wir Kinder spielten im Garten; aber ans Wasser durften
wir nicht gehen.
Anders war es bei unserem Nachbar. Dort hatten die Kinder
wenig Aufsicht. Die Mutter war nämlich gestorben, und der Vater
mußte täglich ins Geschäft. Das Mädchen mußte das Essen kochen
und waschen und die Stuben feulen, die konnte auch nicht gut auf die
Kinder aufpassen.
Der Jüngste hieß Albert. Er war fünf Jahre alt und sehr wild
und unbändig.
Eines Tages hatte er sich von dem Mädchen weggeschlichen. Er
hatte ein kleines Papierschiff und wollte es auf dem Wasser schwimmen