Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

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manche an Größe und Einwohnerzahl vielgenannte Städte in anderen 
Landesteilen weitaus übertreffen. Fragen wir nach den Ursachen 
dieser Erscheinung, so ist die Antwort leicht zu geben: die ganze 
Landschaft birgt in der Tiefe ungeheuere Kohlenschätze. Die Billig¬ 
keit dieses wichtigen Brennmateriales und die Nähe großartiger 
Eisenerzlager an der oberen Sieg begründeten und begünstigten 
seit alters her das Aufblühen eines regen und bedeutsamen Eisen¬ 
gewerbes in diesem Landesteile, das im Laufe der Zeiten stetig 
zugenommen und in unseren Tagen fast in der ganzen Welt unerhörte 
Bedeutung angenommen hat. 
Das Steinkohlengebirge an der Ruhr füllt mehrere flache 
Senkungen oder Mulden aus, von denen diejenigen von Essen im 
Westen, von Bochum in der Mitte, von Hörde im Osten und von 
Recklinghausen im Norden die bedeutendsten sind. Besonders die 
Essener Mulde ist die wichtigste, da sie Steinkohlenlager in der 
Gesamthöhe von 48 Metern enthält, die sich auf 58 abbauwürdige 
Flöze verteilen. 
Im ganzen Gebiete sind etwa 250 Bergwerke auf Kohlen¬ 
förderung in Betrieb, und diese Zechen liefern eine jährliche Ausbeute 
von über 400 Millionen Zentnern Steinkohle. Obwohl der Abbau 
in dieser Landschaft sich bis ins 14. Jahrhundert nachweisen läßt, 
also schon eine lange Ausbeute hinter uns liegt, wird trotzdem, 
selbst bei dem großartigen Betrieb der neueren Zeit, der Vorrat 
von Kohle voraussichtlich noch für Jahrhunderte ausreichen. 
Laßt uns nun ein Steinkohlenbergwerk im Essener Bezirk kennen 
lernen. Der Abend ist bereits hereingebrochen. Wir wandern einem 
entlegenen Teile der Kruppschen Fabrik zu und lassen ihre feuer¬ 
strahlenden Kamine und weithin leuchtenden elektrischen Lampen 
hinter uns; da taucht — erst in dämmerigen Umrissen, dann immer 
deutlicher — vor uns ein gewaltiges, pyramidenförmiges Gerüst 
aus dem Dunkel des Abends auf, es ist der hohe Schachtturm einer 
Zeche, einer der ältesten von Essen, die ihre Stollen allenthalben 
unter dem Boden, auf dem die Stadt steht, ausbreitet. 
Das vorhin erwähnte Gerüst erhebt sich über dem runden 
Schachteingange, dessen mittlerer, viereckiger und ausgezimmerter 
Teil zum Auf- und Ablaufen der Förderkörbe bestimmt ist, während 
die übrigbleibenden Kreisabschnitte als Luft- und Notschächte be¬ 
nutzt werden. Auf der Höhe des Turmes laufen über Rollen die
	        
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