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Teile allein machen. Nur im Winter, wenn der Schnee zu hoch lag
oder der scharfe Ostwind zu eisig über die kahle Heide blies, brachte
der Vater mich im Wagen oder Schlitten hin.
Aber so einsam es auch bei uns zu Hause war, langweilig war es
nie. Unter der Birke saß ich und spielte auf der Handharmonika
oder schnitzte mir ein Vogelbauer oder schälte Kartoffeln für die
Mutter. In die Heide lief ich, um Vögel zu fangen, die Schafe zu
hüten, dem Vater Essen hinauszubringen, um Holz oder Torf zu holen.
3. Aber das wurde alles anders, als ich konfirmiert war und in
die Stadt sollte, um ein Geschäft zu lernen. Es war ein trüber
nebliger Herbstmorgen, als euer Großvater den Ackerwagen aus un¬
serer Scheune zog und zwei dicke Strohsäcke und meinen schweren
Holzkoffer mit dem starken Vorhängeschloß darauf packte. Einen
dicken Wollschal um den Hals gebunden, war ich aufgestiegen, und
die Mutter stand in der Haustür und wischte sich mit der Schürze
die Augen und winkte mit der Hand und rief ein Mal über das
andere: ,Adieu! Adieu, Johannes! Bleib brav und gutb — Und
ich saß gedrückt und traurig auf dem Strohsack und hatte gar keine
Freude an der Heise.
Endlich war alles fertig, auch der Vater stieg auf. ,Adieu,
Johannes!‘ rief die Mutter mir nach. Schwer lag der Nebel über
der weiten Heide, und die Birke, meine liebe Birke, unter der ich
so manches Mal gespielt hatte, bewegte ihre Zweige und schüttete
eine Flut kleiner, trockener, gelber Blätter über mich. Ja, es war
die Zeit des Blätterfalls, und der Vater rief: ,Hühb und der Gaul,
unsere alte, gute Braune, die nie schlug oder biß oder durchging,
zog langsam an, und der Wagen rumpelte und pumpelte durch den
Nebel auf dem schlechten Wege dahin. Immer wieder drehte ich
mich um, immer undeutlicher wurden Haus und Baum. Ach Gott!
Jetzt ging es in die weite Welt hinaus! Neben mir auf dem Stroh¬
sacke lag ein kleines, gelbes Blatt. Das war noch eins von den
Blättern meiner Birke. Ich steckte es als Andenken an die Heimat
in meine Brieftasche.
4. Nach fünf Stunden kamen wir in die Stadt. Die vielen
Menschen! Die schönen Häuser! Meine neue Stelle! Meine viele Arbeit!
Die Augen schmerzten mir vom vielen Sehen, das Herz tat mir weh
vor Heimweh. Aber mein Lehrherr, der alte Kaufmann Müller,
war streng und ließ mir keine Zeit zum Grübeln, und es war ein
langer Tag, den ich hinter dem Tresen und im Packraume zubringen
mußte. Aber des Abends, wenn ich zu Bett gehen sollte und
in meine Kammer kam und sah in der Ecke den Koffer stehen,
dann packte mich das Heimweh so stark, daß ich vor Schmerz und