209
Harnische, Knochen; dort sanken Wrangels Ostgotländer unter den
wilden Hieben der Beiter zusammen, fielen die wackeren Helden,
von Wachtmeister drüben, von Mörner und Froben beim Kurfürsten,
bis der Schwede abzog und hinter den Mauern des Städtchens
Fehrbellin Schutz fand.
3. Als gegen Mittag die Sonne durch die Wolken lachte, tafelten
die Sieger hart am Schlachtfelde, hoben die Becher und Gläser und
tranken auf den schönen Sieg und ihre wackeren Taten und ge¬
dachten auch der Gefallenen, „die ja so schön gestorben“.
Nach dieser Schlacht entwichen die Schweden aus des Kurfürsten
Landen. Er aber folgte ihnen in den nächsten Jahren nach Pommern,
nahm Stettin und Stralsund, fuhr mit 350 Schiffen über den Bodden
nach Bügen, landete und verjagte sie aus ihren Schanzen. Kein Fu߬
breit von Pommern gehörte mehr den Schweden. Die Deutschen
aber redeten gern von dem tapferen Herrn, der vom Bheine in so
raschem Bitt aufbrach und Land und Volk so glücklich wider die
Feinde schirmte. Es ward ein schönes Lied auf seine Taten ge¬
sungen, darin nannten sie ihn den „Großen Kurfürsten“.
Wilhelm Pfeifer.
164. Ein Tag aus dem Leben des Großen Kurfürsten und
seiner Gemahlin.
1. Es war ein schöner, klarer Herbstmorgen des Jahres 1662. Kur¬
fürst Friedrich Wilhelm hatte beim ersten Morgengrauen sein Gemach
verlassen und war hinuntergegangen auf den Schloßplatz. Wie ganz
anders sah dieser jetzt aus als zur Zeit seines Einzuges in Berlin!
Wo damals Sumpf und Weidengebüsch sich ausbreitete, war jetzt ein
herrlicher Lustgarten entstanden, eine Zierde von Berlin. Zwischen
schönen Rasenplätzen und prächtigen Bäumen führten breite, mit
gelbem Kies bestreute Wege umher. Die Zweige der Bäume waren
nach der Sitte jener Zeit zu Kugeln, Türmchen und mancherlei künst¬
lichen Formen beschnitten. In großen hölzernen Gefäßen standen
über fünfhundert Orangenbäume, aus deren dunklem Laube weiße
Marmorfiguren hervorleuchteten. In der Mitte des Gartens Plätscherte
lustig ein Springbrunnen, und ringsumher prangten in bunten Farben
Astern und dufteten Levkojen.
2. Der Kurfürst ließ freudig bewegt noch einmal seinen Blick hin¬
gleiten über alles, was er in den 22 Jahren seiner Regierung hier
geschaffen halte. Jetzt dachte er nicht mehr an die Schwierigkeiten,
welche ihm diese Anlagen bereitet hatten. Wieviel Sorge und ver¬
drießliche Arbeit hatte ihm überhaupt seine Residenz schon bereitet.
Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. 171. 14