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32. Die Ewigkeit.
1. Wie lang ist wohl die Ewigkeit?
Merk auf, ich gebe dir Bescheid.
Wenn du zum Meere gingest dort
und schöpftest draus in einem fort
mit deinen kleinen Händen,
nähmst auch recht voll die Hände dann,
wann, liebes Kmdlein, meinst du, wann
wird sich die Arbeit enden?
Du meinst, die Arbeit sei zu schwer,
du schöpftest doch das Meer nicht leer.
2. Ich glaub’ es selbst; denn immer quellen
die Flüsse, die es wieder schwellen,
und die aufs neue zu den Wellen
mit frischem Drange sich gesellen.
Den Flüssen gleicht die rasche Zeit,
dem Meere gleicht die Ewigkeit;
ein Tropfen nur ist jedes Jahr,
der sich erneuert immerdar. —
Nun denke nach, gib selbst Bescheid:
wie lang ist wohl die Ewigkeit?
Richard Löwenstein.
33. Alter Spruch.
Ein Aindesherz soll sein
wie die Lilie so rein,
wie der Tan so klar,
wie der Spiegel so wahr,
wie der Auell so frisch,
wie die Döglein im Gebüsch
so froh — ja, so,
als flöge es den Engeln gleich
zu Gottes Thron ins Himmelreich.