Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

ganz dunkel geworden und das .Wetter schlimmer als vorher, da 
traf zu allgemeiner Verwunderung noch ein später Gast ein. Schon 
seit längerer Zeit hörte man in der Ferne ein eigentümliches 
Schnaufen; dies kam langsam näher und näher, und endlich erschien 
unter dem Pilze eine Schnecke, die ganz außer Atem war. „Das 
nenne ich laufen!" rief sie; „wie bin ich gejagt! Ordentlich das 
Milzstechen hab’ ich bekommen. Ich will nur gleich bemerken, daß 
ich im nächsten Dorfe eine Bestellung zu machen habe, die Eile hat. 
Aber niemand kann über seine Kräfte, besonders wenn er sein Haus 
trägt. Wenn die Gesellschaft erlaubt, will ich hier ein paar Stündchen 
rasten; dann kann ich nachher wieder galoppieren, als gälte es, 
den Dampfwagen einzuholen." Niemand hatte etwas dagegen, 
daß sich die Schnecke ein gemütliches Plätzchen aussuchte. Da 
setzte sie sich vor ihre Haustür, holte ein Strickzeug hervor und 
fing an zu stricken. 
So waren nun die fünfe da versammelt, als die Ameise das 
Wort nahm und also sprach: „Warum sitzen wir so trübselig bei¬ 
einander und langweilen uns, da wir uns doch die Zeit auf angenehme 
Weise verkürzen könnten? Ich habe daran gedacht, daß wir uns 
Geschichten erzählen sollten, und gern würde ich selbst den Anfang 
machen, wenn ich nur eine recht hübsche Geschichte wüßte. Nun 
ist mir aber eben etwas noch Besseres eingefallen. Ich sehe, daß 
die Grille ihr Violinchen bei sich hat. Wenn sie nicht gar zu müde 
ist, möcht’ ich sie bitten, uns ein lustiges Stückchen zu spielen, 
damit wir eins tanzen können." 
Dieser Vorschlag der Ameise fand allgemeinen Beifall. Die 
Grille aber ließ sich nicht lange nötigen, sondern stellte sich sogleich 
mit ihrem Violinchen in die Mitte und spielte das lustigste Tänzchen 
herunter, das sie auswendig wußte, während die anderen um sie 
herumtanzten. Nur die Schnecke tanzte nicht mit. „Ich bin," sagte 
sie, „nicht gewöhnt an das schnelle Herumwirbeln; mir wird zu 
leicht schwindelig. Aber tanzt, soviel ihr wollt, ich sehe mit Ver¬ 
gnügen zu und mache meine Bemerkungen." — Die anderen ließen 
sich denn auch gar nicht stören, sondern jubelten so laut, daß man 
es auf drei Schritte Entfernung hören konnte. 
Aber ach! durch welch ein furchtbares, ungeahntes Ereignis 
wurde plötzlich ihr Fest unterbrochen! Der Pilz, unter dem die 
lustige Gesellschaft tanzte, gehörte leider einer alten Kröte. An
	        
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