Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

ist als der deine." So entflammte ein großer Haß zwischen den beiden 
Königinnen. Kriemhild ließ ihre Frauen prächtige Kleider anlegen und 
schritt mit ihnen zur Kirche, wo die Mannen Siegfrieds ihrer warteten. 
Bald erschien auch Brunhild mit ihrem Gefolge. Als sie die Kriem- 
hild erblickte, befahl sie ihr, still zu stehen; denn es gezieme der Unter¬ 
tanin nicht, vor der Königin zu gehen. Da ergrimmte Kriemhild so, 
daß sie ihr zurief, nicht Günther, sondern Siegfried sei es gewesen, 
der sie im Kampfe besiegt hätte. Das war ein böses Wort, und so 
sehr auch die Männer zum Guten redeten, so blieb doch ein grimmer 
Haß in Brunhildens Herzen zurück, und nicht eher ruhte sie, als bis 
Hagen ihr versprach, die ihr zugefügte Unbill an Siegfried zu rächen. 
So wurde des Helden Tod beschlossen, und Günther mußte, wenn auch 
ungern, die Tat geschehen lassen. Der junge Giselher aber bat ver¬ 
gebens für des Helden Leben. 
Wie Siegfried erschlagen ward. Um nun Gelegenheit zu 
der Ermordung Siegfrieds zu gewinnen, veranstaltete es Hagen, daß 
Günther scheinbar ein Krieg angekündigt wurde. Sogleich erklärte 
Siegfried sich bereit, mit seinen Mannen dem Feinde entgegen zu ziehen. 
Hagen aber in seinem argen Sinne begab sich zu Kriemhild, scheinbar, 
als ob er vor dem Heereszug von ihr Abschied nehmen wollte, in der 
Tat jedoch, um die Stelle zu erfahren, wo Siegfried verwundbar sei. 
Er erreichte, was er wollte. Arglos bat ihn Kriemhild, es ihren Mann 
nicht entgelten zu lassen, was sie Brunhilde zuleide getan, sie bereue 
die harten Worte, die sie der Königin gesagt. Hagen möge ihrem ge¬ 
liebten Manne doch in der Gefahr schützend zur Seite stehen. „Wenn 
Ihr in Sorge seid, daß er verwundet werden könnte, Königin," sagte 
dieser arglistig, „so vertraut Euch mir an, ich will immer bei ihm reiten 
und gehen, um ihn zu schirmen." Arglos erwiderte sie: „Am ganzen 
Leibe ist er unverwundbar, nur an der Schulter befindet sich eine Stelle 
von eines Lindenblattes Breite, da kann ihn ein Feind töten." Da 
riet ihr der treulose Mann, ihm die Stelle durch ein Zeichen auf dem 
Kleide bemerkbar zu machen. Kriemhild versprach, ein kleines Kreuz 
von Seide aufzuheften. 
Nachdem Hagen nun erfahren hatte, wie er den edlen Siegfried 
töten könnte, war der Kriegszug nicht mehr nötig. Falsche Boten 
kamen, um zu sagen, daß der Feind um Frieden bäte. Dagegen ward 
eine große Jagd angesagt; auf ihr sollte es dem Helden ans Leben 
gehen.
	        
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