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sal überlassen. Drei, auch vier Sätze folgen sich so vom Frühjahr
bis zum August und selbst in den September hinein, und um alle be¬
kümmert sich die Häsin nur ganz kurze Zeit und der Hase gar nicht.
Dort an einem Krautfeld lassen sie sich's gut sein im reichen Genuß
des Äsens.
Wenn jetzt Karo den ausgewachsenen Hasen im Kraut- oder Kar¬
toffelacker findet, dann ist von Großmut keine Rede. Und wenn
der geängstete Lampe auch noch so flüchtig vor dem Hunde aus dem
Lager fährt, es ereilt ihn der sausende Hagel aus der Flinte des Jägers.
Und nun gar, wenn das Wachstum der Felder eingeheimst ist und der
Wind durch die Stoppeln weht! Da muß sich der Vielverfolgte hinter
die Schollen des Ackers oder in dessen Furchen drücken oder im Gebüsch
des Waldes sich verstecken. Doch nun beginnt die Suche des Jägers
auf den Feldern, wo die Furcht dem Armen gerade am ersten den Tod
bringt, weil er sich meist vor dem Jäger in seinem Lager niederdrückt,
anstatt beizeiten davonzueilen. Es erfolgen jetzt auch die Treibjagden
in Feld und Wald. Hierbei wird der arme Schelm oft mit Hunden
gejagt, die seine Spur verfolgen und ihn vor das tödliche Blei des
Schützen bringen. Bei diesen Verfolgungen ist das Leben des Hasen
gewöhnlich kurz. Dennoch wissen einige besonders vorsichtige oder glück¬
liche Hasennaturen sich vor einem frühen Ende zu bewahren. Das sind
besonders die Waldhasen. Die bringen es manchmal zu altersgrauen
Köpfen. Das bißchen längere Leben im grünen Waldrevier ist ihnen
herzlich zu gönnen. Dem überlebenden Häschen mag aber die Erfah¬
rung lehren, wie ein Waldhase vorsichtig im schützenden Holze zu bleiben,
um eine Häsin mit grauem Kopfe zu werden.
237. Schutzfarbe und Schutzform in der Natur.
Wilhelm Bölsche.
Überall zeigt sich, daß die Tiere genau dieselbe Farbe haben wie
der Ort, auf dem sie gewöhnlich leben. Sie sind in ihrer Farbe
ihrem Aufenthaltsort „angepaßt“. Hier steht ein Baum. Die Blätter
dieses Baumes sind grün. Auf diesen grünen Blättern lebt eine
ganze Anzahl kleinerer Tiere — und es ist wirklich in jedem Betracht
auffällig, wie auch unter diesen die grüne Farbe vorherrscht. Da
sitzt ein Laubfrosch. Er ist ganz genau so grün wie das Blatt,
auf dem er sitzt, und man muß schon recht scharf hinschauen,
um den grünen Kerl überhaupt auf der grünen Unterlage zu erkennen.