geflüchtet. Da hat es noch manche Sturmnacht und manchen Regentag
zu harren, die das kaum begonnene, heitere Spiel im Sonnenschein
unterbrechen. Jetzt liegt es zusammengerollt in seinem kugeligen Bett,
der luftigen und doch so marinen Wiege, und läßt sich schaukeln wie ein
verzogenes Kind und einwiegen in die Träume von dem Frühling, der
mit Macht zur Herrschaft heranzieht und auch ihm viele Freuden bringen
wird. Wer nicht vertraut ist mit dem Leben dieses beweglichen, ewig
heiteren Tierchens, der ahnt nicht, daß in dem sturmgepeitschten Rest
da droben auf der Fichte oder der Buche ein reizendes, allerliebstes
Naturkind schläft, das von Zeit zu Zeit erwacht und sein Köpfchen mit
den großen, lebhaften Augen und den stehenden Büschelohren hervorstreckt,
um hinaus, hinauf und hinab zu schauen. Nach wem? Wer kann es
ergründen? Vielleicht nach dem Wetter, vielleicht nach dem Weibchen,
mit dem es gestern unter stillerem Himinel auf den Ästen spielte —
vielleicht auch nach den neidischen Feinden, die ihm den Weg kreuzten
und jetzt wieder bei der Erinnerung die Kampfeslust wecken. Oder
wer weiß, ob nicht der Hunger seine Abneigung, zur Sturmeszeit sich
herauszuwagen, besiegt und sein Verlangen nicht nach dem Astloch
da drüben steht, in dem es Nüsse, Bucheln und Eicheln eingetragen
hat? Verweilen wir noch ein wenig hier in gedeckter Stellung, um die
Ursache seines Erscheinens zu erfahren. Die Heftigkeit des Sturms hat
nachgelassen, und der Märzhimmel schimmert mit blauer Luft durch
die Wipfel der Bäume. Sieh' da! Das Eichhörnchen ist zur Hälfte
hervorgekommen; mit gestreckten Vorderläufen steht es in gehobener
Stellung auf einem Ast, den das Nest begrenzt. Regungslos bleibt
es einige Sekunden in dieser Stellung, dann schnellt es mit einem kleinen
Aufschwung den Hinterleib mit dem zierlichen, bebuschten Schwanz her¬
vor. Nun beginnt des Putzgeschäft. Die Hinterfüße ausgebreitet, den
Schwanz im Bogen und fächerig längs dem gekrümmten Rücken in die
Höhe gestellt, den Vorderleib erhoben und den Kopf etwas gesenkt,
entwickelt es mit den Vorderpfoten eine Geschäftigkeit, die an die drolli¬
gen Äffchen der zoologischen Gärten und Menagerien erinnert. Von
den Ohren bis an die Nase wird gekämmt, gebürstet, gekratzt und ge¬
glättet. Die langen Finger mit den scharfen Nägeln vertreten den
Kamm und Beine und Pfoten die Bürsten. Das ist eine Rührigkeit,
Beweglichkeit und Geschmeidigkeit der Glieder, eine so anmutige Komik
in Stellung und Haltung, daß einem das Herz im Leibe lacht und
man sich nicht satt sehen kann. Offenbar edler und schöner in Gestalt