lustigem, übermütigem Treiben oder tauchen gleich der Biene, wenn
auch viel kürzer, so doch oft und oft mit dem Kopfe in die Blüten¬
kelche hinein. Von Zeit zu Zeit jagen sie sich mit den surrend daher¬
fliegenden Goldkäfern, umkreisen und umspielen sie und lassen dann
die breitschultrigen Gesellen mit ihrem behaglichen Gebrumme allein.
Je höher die Sonne steigt, desto höher und kecker fliegt das kleine
Jnsektenvolk, das sich bei dem Busche eingesunden, und desto be-
merklicher wird sein Treiben. Um jeden Ast schwirrt und flattert es;
die Luft ist von dem leisen Gesumme erfüllt, und über den Gipfel
der Blüten zittert eine Mückensäule hoch, hock in die Luft hinauf.
Das sind die täglichen Besucher, die kommen und gehen: aber
es ist noch anderes Volk da, welches hier sein Wesen treibt und sich
den Busch zur Herberge ausersehen hat. Blattläuse sitzen in großer
Zahl an den Blätterstielen und wärmen sich in scheinbarer Unthätig-
keit im Sonnenlichte. Eine Kreuzspinne hat ihre Fäden von einem
Aste zum anderen gezogen, sitzt mitten in ihrem prächtigen Schleier¬
hause und schaut mit begierigen Blicken nach allen Seiten aus. Bald
rechts, bald links zuckt es an den Hangenden Fäden; bald oben, bald
unten summt und flattert es kläglich in dem zitternden Neste. Wie
ein Pfeil schießt die Spinne herzu, ergreift das zappelnde Opfer, wickelt
es in eine dichte Fadenhülle und geht zurück auf ihre Warte, um nach
neuem Fang auszuspähen.
Hoch oben vom Baume herab singt das Rotkehlchen seine Lieder,
wunderbar reich und schön. Im nächsten Augenblicke fährt es auf den
grünen Busch herab und umkreist ihn einige Sekunden. Das Summen
verstummt, die Schmetterlinge fliegen hinweg, die Fliegen zucken im
Fluge unstät hin und her, und der Vogel fliegt wieder seinem Baume
zu. Kaum ist er fort, so beginnt im Busche das frühere Leben, die
zerstiebte Säule der Mücken findet sich tanzend zusammen, die Käfer
summen ihr altes Lied, und die Falter wiegen sich im Sonnenlichte;
die Zahl des unzählbaren, buntscheckigen, lustigen Volkes ist eben nur
um einen Genossen weniger geworden.
So geht es den ganzen Tag über fort, bis die Sonne sinkt.
Schmetterlinge, Fliegen, Mücken und Käfer suchen jetzt ein Plätzchen
zur Nachtruhe auf. Nun kommen andere Gäste znm Fliederbusche.
Die Nachtfalter umgaukeln den Strauch, die Fledermaus zuckt um den
Busch, bis mit dem Morgenlichte das muntere, frohe Frühlingsleben
von gestern auf dem Fliederbusche wieder beginnt.