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von den Zweigen singen, und diejenigen, die uns selbst aus der Brust
dringen, wenn wir zum erstenmale wieder aus der dumpfigen Stadt
hinauskommen in den Bürgerpark oder in den Garten.
2. Mehr aber wie auf den ersten Spaziergang freue ich mich duf das
erste Lied eines Vogels, und ich weiß schon ganz genau, wie und wo
es sein wird. Da wache ich eines Morgens auf, und es ist kaum hell
geworden, und denke bei mir: „Wie kommt es denn, daß du zu so früher
Zeit erwachst? — Was hat dich denn geweckt?" — Und wie ich noch
liege und lausche, da höre ich gar merkwürdige Töne von draußen zu mir
dringen, und augenblicklich weiß ich, daß sie wieder da sind, die ersten
Frühlingsboten. Aber ich könnte mich geirrt haben und kleide mich des¬
halb schnell an und gehe hinunter in den Garten und spähe umher, um
sie auch mit den Augen zu sehen. Und richtig! Da sitzt einer der jubeln¬
den Gesellen auf dem höchsten Zweige des Pflaumenbaumes in meinem
Garten, und zwei andere sitzen aus dem Schornsteinrand des Nachbar¬
hauses. Da sitzen sie und sehen mit ihren kleinen glänzenden, schwarzen
Äuglein zu dem grauen Himmel hinauf, an dem die Wolken dahinjagen,
und pfeifen und zwitschern und schnalzen und quirlen und jubeln in
einem fort, in einem fort. Als ob sie ganz von Sinnen wären, so stellen
sie sich an: sie schlagen mit den Flügeln, sie drehen und wenden das
Köpfchen nach allen Seiten, sie rücken hin und her. Ob das Vorfreude
ist auf die schöne Zeit, der wir nun entgegengehen? Oder ist es die
Freude über die glückliche Rückkehr in die alte Heimat? — Wohl beides,
jedenfalls wissen sie sich vor Freude gar nicht zu lassen.
3. Und dann gehe ich zur Schule und lausche aus dem Wege nach
allen Dächern hinauf. Und wie die Kinder, wenn Freimarkt gekommen
ist, die Orgeldreher zählen, die ihnen unterwegs begegnen, so zähle ich
die Stare, die auf den Schornsteinen sitzen. Und wahrlich, das muß ein
schlechter oder ein ganz stumpfsinniger Mensch sein, der sich nicht über
die zurückgekehrten Stare freut. Sie sind die ersten Boten des Frühlings,
die uns von den Dächern herunter zusingen, daß das Reich des Winters
vorbei ist. Freilich kommen sie manchmal zu zeitig, und der Winter ver¬
jagt sie wieder mit heftigen Schneeschauern oder eisigem Winde. Ja,
wenn es ihnen bei uns zu unfreundlich ist, dann verschwinden sie plötzlich
wieder auf einige Zeit. Ist aber das Wetter wärmer geworden, dann
sehen sie sich nach einer Wohnung um. Astlöcher, hohle Stellen in alten
Bäumen werden aufgesucht und für den Nestbau eingerichtet. Ebenso
gern aber ziehen sie auch in die ihnen von den Menschen zurecht ge¬
zimmerten Starkasten. Freilich, wenn solch ein Starkasten noch voni
Vorjahre her am Baume hängt, kann man sicher sein, daß er den ganzen
Winter über auch bewohnt gewesen ist, natürlich vom Spatz. Der tut
nun, da sich die Stare aus die Wohnungssuche begeben, als ob er der