Theben. Epaminondas und Pelopidas. 
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„Das sollte ich kaum denken. Indessen will ich mich genau er¬ 
kundigen und dir dann Bescheid bringen." — „Du bist ein braver 
Mann!" sagte Phyllidas geschwind; „nun gehe nur wieder; und 
ihr, kommt ins Zimmer und laßt uns trinken." — Wie froh war 
Charon, als er fort war! Er eilt schnell nach Hanse und bringt 
die frohe Nachricht, daß noch nichts verrathen sei. Aber es sollte 
noch besser kommen. Als sich nämlich Archias und Phyllidas 
kaum wieder zu Tische gesetzt haben, kommt eilenden Laufes keu¬ 
chend ein Bote aus Athen, mit einem Briefe an Archias von 
einem athenischen Freunde, der ihm darin die ganze Verschwörung 
entdeckt. Der Bote verlangt den Archias selbst zu sprechen, wird 
an die Tafel geführt und giebt den Brief selbst ab. „Du sollst 
ihn augenblicklich lesen," flüsterte er ihni zu; „denn die wichtigsten 
Dinge stehen darin!" — Archias, schon ganz trunken, lächelt und 
nickt mit dem Kopfe. „Wichtige Dinge?" lallt er; „o die müssen 
mir bis morgen bleiben!" — „Du hast Recht!" ruft der schlaue 
Phyllidas und schenkt ihm wieder ein, „heute müssen wir fröh¬ 
lich sein!" 
Indessen traten die Verschworenen aus Charons Hause, und 
während Pelopidas mit einigen herzhaften Gefährten es auf sich 
nahm, den Leontiades und Hypates zu ermorden, gingen die An¬ 
dern in des Phyllidas Haus. Hier wurden sie eingelassen. Sie 
hatten sich über die Panzer Weiberkleider gezogen, das Gesicht 
geschminkt und die Stirn, um recht unkenntlich zu sein, mit 
Tannenzweigen bekränzt. „Ich habe auch Tänzerinnen bestellt," 
sagte Phyllidas zu seinen Gästen; „sie warten draußen; darf ich 
sie hereinführen?" — „Immer zu!" schrieen die Trunkenen. Die 
verkappten Verschworenen traten ein, sahen sich um und wählten 
mit den Augen ihre Opfer. Plötzlich stürzten sie dann niit dem 
verborgen gehaltenen Dolche auf die Verhaßten los und stachen 
sie, ohne großen Widerstand zu finden, nieder. — Schwerer wurde 
es dem Pelopidas gemacht, der den Leontiades schon schlafend 
fand. Schnell sprang dieser bei dem Lärmen auf, und erst üach 
einem langen Kampfe gelang es dem Pelopidas, den starken Mann 
niederzustoßen. Hypates war zwar bei dem ersten Tumulte ent¬ 
flohen, wurde aber entdeckt und auch getödtet. 
Während der Nacht verbreitete sich das Gerücht zwar schnell 
von Haus zu Haus; aber wie die Unternehmung abgelaufen sei, 
konnten die Bürger nicht erfahren. Keiner getraute sich heraus, 
und in ängstlicher Erwartung brach der Morgen an. Da berief 
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