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wünschen, daß er für sein Leben genug hätte. Noch besser wäre, er be¬
hielte ihn gleich den nächsten Tag über; eine Entschuldigung sei ja
schnell gefunden. Übrigens wäre es wohl auch früh genug, wenn er
den Lorb in der nächsten Woche oder im nächsten Monat zurückschicke;
der Alte könnte ihn immer noch behalten, solange er lebte. Aber was
geschah? Ms er in seinem Hause den Korb niedergesetzt und den ersten
Wunsch ausgesprochen hatte, zischte es unter dem Deckel wie tausend
Schlangen. Da wagte er nicht, ihn zu berühren, lief hinaus und schickte
einen Knecht hinein, der mutzte ihn dem Alten zurücktragen.
Nun lebte der gute Alte mit seinem Weibe noch lange Jahre in
Glück und Frieden und wurde ein Segen für sein ganzes Land. Aus
weiter Ferne kamen die Unglücklichen zu ihm und baten um Hilfe.
Den Armen konnte er Brot, den Kranken heilkräftige Arznei geben;
sein Korb gewährte ihm alles. Als er aber sein Ende nahe fühlte,
da fürchtete er, wenn er einmal nicht mehr sein würde, könnte der Schatz
noch Unheil anrichten unter den Menschen; denn er kannte sie jetzt.
Und so trug er den Korb eines Tages mit eigenen Händen wieder
hinaus zu dem Sperlingsvolke in den Wald. Da ist er noch jetzt, und
du kannst ihn holen, wenn du willst.
8!. Vas Abenteuer unter dem Pilz.
Johannes Trojan.
Es regnete, was vom Himmel herunter wollte. Die Tannen
schüttelten den Kopf und sagten zueinander: „Wer hätte am Morgen
gedacht, daß es so kommen würde!“ Es tropfte von den Bäumen
auf die Sträucher, von den Sträuchern auf das Farnkraut und lief
in unzähligen kleinen Bächen zwischen dem Moose und den Steinen.
Am Nachmittag hatte der Regen angefangen, und nun wurde es
schon dunkel, und der Laubfrosch, der vor dem Schlafengehen noch
einmal nach dem Wetter sah, sagte zu seinem Nachbar: „Vor morgen
früh wird es nicht aufhören.“
Derselben Ansicht war eine Ameise, die bei diesem Wetter im
Walde spazieren ging. Sie war am Vormittag mit Eiern in Tannen¬
berg auf dem Markte gewesen und trug jetzt das dafür gelöste Geld
in einem kleinen, blauen Leinwandbeutel nach Hause. Bei jedem
Schritte seufzte und jammerte sie. „Das Kleid ist hin,“ sagte sie,
„und der Hut auch! Hätt’ ich nur den Regenschirm nicht stehen