knorrige Eichen gefällt werden. Diese wurden mit dem Schlichtbeil in
scharf rechteckig behauene Balken verwandelt, und es gelang, die 11,5 m
breite Exerzierhalle mit einem kunstvoll verspannten Dache ohne Stützen
zu überdecken. Bei der Befestigung des Mainufers bei Stockstadt haben
die Römer sogar eichene Balken von 14 m Länge verwendet. Sägen
und Meiszel, Lochbohrer und Hohlbohrer und viele andere Geräte kamen
bei dieser Arbeit zur Verwendung.
Vom Holzbau schritt die Besatzung des Kastells zum Steinbau fort.
Um Steine zu gewinnen, legten die Römer wenig südlich vom Kastell
zwei Steinbrüche an. Schwere eiserne Hämmer, Keile und Brecheisen
dienten dazu, die Quarzitblöcke loszulösen, die dann mit Pickel und
Spitzhaue bearbeitet und in die gewünschte Form gebracht wurden.
Wenn die Steine beim Kastell angefahren waren, machten sich die
Soldaten an die Maurerarbeit. Den Kalk zur Mörtelbereitung bezog
man von Berkersheim an der Nidda. Er wurde in Kalkösen, deren Reste
entdeckt worden sind, gebrannt, in Gruben nahe beim Kastell gelöscht und
kam dann, mit Sand vermischt, zur Verwendung. Die Zinnendecksteine
aus Basalt wurden ebenfalls vom Ufer der Nidda, roh behauen, herbei¬
geschafft. Schieferplatten, die neben Schindeln häufig zur Dachdeckung
benutzt wurden, lieferte der Taunus. Sie wurden an einer der Ecken
durchbohrt und auf das Holzdach aufgenagelt.
Eisen wurde in großen Massen im Kastell zu baulichen Zwecken zur
Herstellung von Waffen und Gerätschaften gebraucht. Bei dessen
Gewinnung und Bearbeitung konnten die Räter ihre in der alten
Heimat erworbene Geschicklichkeit unter der Leitung römischer Techniker
verwerten und vervollkommnen. Etwas nördlich vom Grenzwall, also
auf germanischem Gebiete, haben sie aus einem Bergwerke Eisenerze zu¬
tage gefördert, und am Dreimühlenborn haben sie viele Jahre hindurch in
vier Waldschmieden Roteisenstein, der aus dem Lahngebiet herbeigeführt
wurde, bearbeitet. Ganze Hügel von Schlacken sind Zeugen ihrer Tätigkeit.
Sie waren zwar nicht imstande, in ihren Öfen eine genügende Hitze
zu erzeugen, um das Eisen zu schmelzen. Dennoch haben sie Erstaunliches
geleistet. Beile und Keilhauen, die sich im harten Holz oder Stein leicht
abnutzen, haben sie an den Arbeitsflächen durch Härten oder durch
Einschweißen harter Stahlstücke widerstandsfähig gemacht und gewaltige
Eisenblöcke von fünf Zentner Gewicht dadurch hergestellt, daß sie kleinere
Stücke zur Weißglühhitze brachten und sie zusammenschweißten, eine
Arbeit, die mit der zunehmenden Größe und Schwere des Blockes immer