Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

knorrige Eichen gefällt werden. Diese wurden mit dem Schlichtbeil in 
scharf rechteckig behauene Balken verwandelt, und es gelang, die 11,5 m 
breite Exerzierhalle mit einem kunstvoll verspannten Dache ohne Stützen 
zu überdecken. Bei der Befestigung des Mainufers bei Stockstadt haben 
die Römer sogar eichene Balken von 14 m Länge verwendet. Sägen 
und Meiszel, Lochbohrer und Hohlbohrer und viele andere Geräte kamen 
bei dieser Arbeit zur Verwendung. 
Vom Holzbau schritt die Besatzung des Kastells zum Steinbau fort. 
Um Steine zu gewinnen, legten die Römer wenig südlich vom Kastell 
zwei Steinbrüche an. Schwere eiserne Hämmer, Keile und Brecheisen 
dienten dazu, die Quarzitblöcke loszulösen, die dann mit Pickel und 
Spitzhaue bearbeitet und in die gewünschte Form gebracht wurden. 
Wenn die Steine beim Kastell angefahren waren, machten sich die 
Soldaten an die Maurerarbeit. Den Kalk zur Mörtelbereitung bezog 
man von Berkersheim an der Nidda. Er wurde in Kalkösen, deren Reste 
entdeckt worden sind, gebrannt, in Gruben nahe beim Kastell gelöscht und 
kam dann, mit Sand vermischt, zur Verwendung. Die Zinnendecksteine 
aus Basalt wurden ebenfalls vom Ufer der Nidda, roh behauen, herbei¬ 
geschafft. Schieferplatten, die neben Schindeln häufig zur Dachdeckung 
benutzt wurden, lieferte der Taunus. Sie wurden an einer der Ecken 
durchbohrt und auf das Holzdach aufgenagelt. 
Eisen wurde in großen Massen im Kastell zu baulichen Zwecken zur 
Herstellung von Waffen und Gerätschaften gebraucht. Bei dessen 
Gewinnung und Bearbeitung konnten die Räter ihre in der alten 
Heimat erworbene Geschicklichkeit unter der Leitung römischer Techniker 
verwerten und vervollkommnen. Etwas nördlich vom Grenzwall, also 
auf germanischem Gebiete, haben sie aus einem Bergwerke Eisenerze zu¬ 
tage gefördert, und am Dreimühlenborn haben sie viele Jahre hindurch in 
vier Waldschmieden Roteisenstein, der aus dem Lahngebiet herbeigeführt 
wurde, bearbeitet. Ganze Hügel von Schlacken sind Zeugen ihrer Tätigkeit. 
Sie waren zwar nicht imstande, in ihren Öfen eine genügende Hitze 
zu erzeugen, um das Eisen zu schmelzen. Dennoch haben sie Erstaunliches 
geleistet. Beile und Keilhauen, die sich im harten Holz oder Stein leicht 
abnutzen, haben sie an den Arbeitsflächen durch Härten oder durch 
Einschweißen harter Stahlstücke widerstandsfähig gemacht und gewaltige 
Eisenblöcke von fünf Zentner Gewicht dadurch hergestellt, daß sie kleinere 
Stücke zur Weißglühhitze brachten und sie zusammenschweißten, eine 
Arbeit, die mit der zunehmenden Größe und Schwere des Blockes immer
	        
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