Schäfers Sonntagslied. Gemälde von M. Molitor.
Mit Genehmigung von F. E. Wachsmuth, Schulbildergerlag, Leipzig.
98. Schäfers Sonntagslied. V°» Ludwig uyland.
1. Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur,
noch eine Morgengloeke nur.
Nun Stille nah und fern.
2. Änbetend knie' ich hier.
O fitstes Gran'n, geheimes wehn, 5
als knieten viele nngefehn
und beteten mit mir!
3. Der Himmel, nah und fern,
er ist fo klar und feierlich,
fo gan;, als wollt' er offnen sich. 10
Das ist der Tag des Herrn!
Uhland, Gedichte. Stuttgart, Cotta, o. I., S. 23.
99. Das Märchen vom Manne im Monde.
Von Ludwig Bechstein.
Vor alten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben Sonntag- 15
morgen in den Wald, hieb sich Holz ab, ein großes, mächtiges
Bündel, band es, steckte einen Stock hinein, hockte das Bündel
auf und trug es nach Hause.
Da begegnete ihm unterwegs ein Mann in Sonntagskleidern,
der wollte wohl in die Kirche gehen, blieb stehen, redete den Bündel- 20
träger an und sagte: „Weißt du nicht, daß auf Erden Sonntag ist,
der Tag, an dem der liebe Gott ruhte, als er die Welt und alle