Full text: [Teil 2 = Kl. 6 u. 5] (Teil 2 = Kl. 6 u. 5)

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In Herford veranschaulicht ein herrliches Denkmal diese Sage. Auf 
einem mächtigen Felsblock ist Wittekind hoch zu Roß zu sehen. In seiner 
Rechten hat er die Lanze, und sein Haupt schmückt der Helm. Das 
Pferd hat mit dem rechten Fuße einen Stein aufgehoben, unter dem das 
5 Wasser hervorsprudelt. Erschrocken schaut das Tier nieder, und der Held 
blickt verwundert nach dem Quell. 
2. Albion und Wittekind. 
Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war, 
sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf, laß 
10 uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und seine Macht 
sehen!" Da sie unerkannt bleiben wollten, so hüllten sie sich in ein 
Bettlergewand. Dann zogen sie hin. Wo sie unterwegs einkehrten, 
wurden sie gespeist, wo sie abends um Herberge baten, nahm man sie 
freundlich auf, und wenn sie sich verirrt hatten, wies man sie wieder 
15 zurecht. Verwundert fragten sie dann einander: „Sind das die Christen?" 
Endlich kamen sie nach der Stadt, in der Karl sich aushielt. Sie gingen 
in das größte Hans, da sie glaubten, das sei Karls Wohnung. Da 
hörten sie schönen Gesang, und ein Mann in weißem Gewand predigte. 
Auf einmal sahen sie auch den König Karl, wie er niederkniete und betete. 
20 Verwundert traten die Waffenbrüder ans der Kirche. Vor der Tür 
stand ein großer Haufe armer Leute. Endlich erschien Karl, ging zu den 
Armen und gab jedem ein Geldstück. Dabei sagte er: „Betet für mich!" 
Zn den beiden Fremden aber sprach er: „Ihr seid noch nicht hier gewesen, 
meine Freunde, kommt mit in mein Haus!" Sie folgten ihm. Als sie 
25 in seiner Burg waren, sandte er die Diener weg, dann trat er auf sie 
zu, reichte ihnen die Hand und sagte: „Willkommen, ihr starken Helden 
der Sachsen, in meiner Burg!" Nun ließ er ihnen fürstliche Kleider an¬ 
ziehen und sprach zu ihnen: „Ihr seid jetzt meine Gäste, Gott hat mein 
Gebet erhört, meine Feinde müssen meine Freunde werden." Das hatten 
80 die Helden nicht erwartet, freudig blieben sie bei ihm. Vierzehn Tage 
darauf ließen sie sich taufen und schwuren dem Heiland Jesus Christus 
ewige Treue. 
3. Wittckind zu Enger. Bon M. Hanspeter. 
Als Wittekind Christ geworden und Friede im Lande war, suchte er 
85 sich einen Königssitz, wo er in Ruhe leben und seine Freunde um sich 
versammeln konnte. Im' Lande der Engern, wo heute der Marktflecken 
Enger liegt, baute er sich eine stattliche Burg. Um zu erfahren, wer aus 
der Umgegend ihm treu sei, ließ er durch zwei Freunde die Kunde ver¬ 
breiten, er sei gestorben. Da gab es große Trauer im Lande, und viele 
40 eilten von nah und fern herbei, um ihren Herzog noch einmal zu sehen. 
In einem Saale der Burg stand der verschlossene Sarg, um ihn drängten
	        
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