lief) ihre Blütezeit längst hinter sich hatten, hoben sich wieder: denn das
Land eignete sich trefflich zur Schafzucht und ergab nicht nur eine
reichliche, sondern auch eine feine Wolle.
HIs Friedrich der Große 1786 seine Bugen geschlossen hatte, geriet
das Gewerbe in Schlesien in verfall. Ls fehlte der unausgesetzt treibende
Sporn des großen Königs. Nur schwer waren Weber, Fabrikanten und
Kaufleute an aufkommende Verbesserungen zu gewöhnen. Bald war
Schlesien sowohl in bezug auf die Bearbeitung des Flachses als auf die
Herstellung des Gewebes von andern Ländern, z. B. England, über¬
flügelt. Die Busfuhr der Leinwand nach dem Buslande ging immer
mehr zurück. Nur langsam entwickelte sich aus der mit dem Spinn¬
rade, teilweise sogar noch mit der Spindel betriebenen Handspinnerei
die Maschinenspinnerei, wenn auch Johann Gustav Wilhelm Blberti in
weiser Erkenntnis der hohen Bedeutung der mechanischen Flachsgarn¬
spinnerei als erster im Jahre 1811 die preußische Regierung zu be¬
stimmen wußte, ihm die von dem Schweizer Tschudp gebaute Spinn¬
maschine in Waldenburg aufzustellen. Zusehens wuchs die Not, nament¬
lich im Eulen- und Glatzer Gebirge. Buch das Tuchgewerbe hatte
schwere Zeiten durchzumachen. Oie Drangsale der Freiheitskriege er¬
höhten das Elend.
Ein neuer Feind nahte der Leinenindustrie zu derselben Zeit in der
Baumwolle, deren Verarbeitung 1828 allgemeiner bekannt wurde. Oie
baumwollenen Stoffe, die „Kattune", die viel billiger auf den Markt
kamen, verdrängten und vernichteten mit der Zeit den bisherigen schle¬
sischen Leinwandhandel,' denn auch in Schlesien, wiederum besonders im
Lulengebirge, hatte sich die Baumwollweberei allmählich eingebürgert.
Zn Ermangelung eigener mechanischer Baumwollspinnereien wurden lange
Zeit hindurch die baumwollenen Garne aus England bezogen und den
Webern zur Verarbeitung auf ihren Handwebstühlen gegeben. Es war
daher eine große Bnzahl Leinweber rasch zur Baumwollweberei über¬
getreten.
Buch in der Bppretur und Veredelung, d. i. Zurichtung der Garne
und Gewebe, vollzog sich in den dreißiger Jahren des vorigen Jahr¬
hunderts ein völliger Umschwung. Bisher kannte man nur die Natur¬
rasenbleiche, welche ziemlich langsam vonstatten ging. Fast auf jeder
Bauernwirtschaft war eine Bleiche eingerichtet' allenthalben konnte man
auf den Wiesen die Leinenstücke ausgebreitet sehen. Jetzt brachte die
Einführung des Thlors eine völlige Bnderung des Bleichverfahrens mit
sich. Ungeahnte Fortschritte im gesamten Bleich- und Bppreturwesen
in Schlesien traten binnen kurzer Zeit ein und kamen sowohl den leinenen
wie den baumwollenen Geweben zustatten. Die gleichzeitige Einführung
des mit mechanischer Kraft angetriebenen Webstuhles versetzte der Hand¬
weberei vollends den Todesstoß.
Das Fabrikspstem kam auf mit seinen hohen, rauchenden Schorn¬
steinen, mit der Massenerzeugung billiger Waren und der Bnsammlung
riesiger Brbeitermengen in gemeinsamen, geschlossenen Räumen. So hat