3,b. Das Kupfer.
2 Millimeter Dicke vermag ein Gewicht von 140 Kilogramm zu tragen,
ohne zu reißen. Aus kalten Kupferblechtafeln kann der Kupferschmied
mittelst des Hammers die mannigfaltigsten Gefässe bilden. Kommen
aber gewisse Säuren an das Metall, so erzeugen sie starke Gifte, z. B.
Grünspan. Deshalb müssen die kupfernen Gefässe immer blank gefegt
oder gut verzinnt sein. Auch wird Kupfer in Verbindung mit Arsenik
zur Bereitung grüner und blauer Farben verwendet. Spielsachen, welche
damit gefärbt sind, können den Kindern, wenn sie dieselben in den Mund
nehmen, fürchterliche Schmerzen, ja leicht den Tod bringen. Weil das
Kupfer weich und geschmeidig und doch hinreichend hart ist, so dient es
dem Kupferstecher zum Eingraben und Abdrucken von feineren Bildern.
Auch zur Prägung kleiner Scheidemünzen ist es geeignet.
2. Noch wichtiger aber wird das Kupfer durch die Leichtigkeit, mit
welcher es Verbindungen mit andern Metallen eingeht. Aus Kupfer,
Zink und Nickel wird das beliebte Neusilber bereitet. Das braunrote
Kupfer mit dem weißen Zink verbunden giebt das gelbe Messing, wel—
ches zu Geräten und Zieraten aller Art dient. Übrigens ist auch bei
dem Gebrauch messingener Gefässe Vorsicht nötig, weil sich an denselben
ebenfalls leicht Grünspan bildet. Nichts anderes als eine Verschmelzung
von Kupfer mit etwas Zinn und Zink ist das sogenannte Talmigold,
welches, wie früher der Tombak, vielfach zu unechtem Schmuck verwendet
wird. Wieder eine andere Verbindung von Zinn und Zink mit Kupfer
ist das Erz, aus welchem Bildsäulen gegossen werden. Je nachdem
endlich eine größere oder kleinere Menge des weichen Zinns mit dem
zähen Kupfer versetzt wird, entsteht das Kanonenmetall oder das Glockengut.
Gar schön hat unser Dichter Schiller, für dessen Geburtsstadt Marbach
die Deutschen in Moskau auf sein hundertjähriges Geburtsfest eine neue
Glocke gestiftet haben, den Glockenguß geschildert in seinem herrlichen
Gedicht: Die Glocke.
3,e. Der Glockenguß.
1 Fest gemauert in der Erden 2. Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Steht die Form, aus Lehm gebrannt Doch recht trocken laßt es sein,
Heute muß die Glocke werden! Daß die eingepreßte Flamme
Frisch, Gesellen, seid zur Hand! Schlage zu dem Schwalch* hinein!
Von der Stirne heiß Kocht des Kupfers Brei,
Rinnen muß der Schweiß, Schnell das Zinn herbei,
Soll das Werk den Meister loben; Daß die zähe Glockenspeise
Doch der Segen kommt von oben. Fließe nach der rechten Weise!
* Schwalch ist der Feuerkanal zwischen dem Feuer⸗ und Schmelzherd.